Donnerstag, 15. Dezember 2011

Ahmadineschad-Einer der Geiselnehmer?


Es ist die bis dahin größte Demütigung, die der Supermacht USA je zugefügt wurde. Am 4. November 1979 besetzen 400 Studenten die Botschaft der USA in Irans Hauptstadt Teheran und nehmen die Botschaftsangehörigen als Geiseln 444 Tage lang. Diplomatische Initiativen schlagen fehl, eine US-Militäraktion zur Geiselbefreiung scheitert katastrophal. Am Ende stehen die USA als zahnloser Tiger da, dem Studenten auf der Nase herumtanzen können. Gelingen konnte die politische Aktion, weil der Führer der Islamischen Revolution, Ruhollah Chomeini, aus dem Exil nach Iran zurückgekehrt war. Der bisherige Machthaber, Schah Reza Pahlavi, flieht in die USA. Bis dahin denkt man im Westen noch, Chomeini sei eine Art islamischer Gandhi. Die Geiselnahme erwischt die USA unter Präsident Jimmy Carter kalt. Niemandem sind die Dimensionen des Antiamerikanismus im Umfeld des neu-en starken Manns Ruhollah Chomeini klar: „Warum nur? Mit welchem Ziel?", schreibt eine der Geiseln in ihr Tagebuch. „Wir haben in den letzten Monaten doch mit allen Mitteln versucht, zu zeigen, dass eine stark religiös motivierte Gesellschaft eine ist, mit der wir uns als religiöse Nation identifizieren können." Die 444 Tage in Geiselhaft sind für die Betroffenen ein einziges Martyrium, angefüllt mit Schikanen, brutalen Verhören, Einzelhaft und Scheinerschießungen. „Tod den USA" wird in jenen Tagen zum Standardslogan jeder antiwestlichen Demonstration in Iran. Die Besetzung der Botschaft ist ein Wendepunkt im Verhältnis des Westens zum Islamismus. Misstrauen und Feindschaft überlagern im Lauf der nächsten Jahrzehnte die bis dato guten Kontakte. Wer sind die Männer, die diese weltpolitische Kamikaze-Aktion 1979 in die Wege leiten? Als 2005 Mahmud Achmadinedschad sechster Präsident Irans wird, melden sich die ehemaligen Geiseln Chuck Scott, David Roeder, William J. Daugherty und Don A. Sharer bei der US-Nachrichtenagentur The Associated Press zu Wort. Sie hätten Irans neuen Machthaber als Drahtzieher der Botschaftsbesetzung identifiziert. Andere Ex-Geiseln widersprechen dem. Dementis kamen auch aus Iran, z. B. von Abbas Abdi, einem Organisator der Botschafts-besetzung, der inzwischen zur reformbereiten Opposition in Iran zählt. Und das Weiße Haus? „Die Aussagen der Geiseln lassen Fragen zur Vergangenheit Achmadinedschads aufkommen", heißt es im Jahr 2005. Seitdem schweigt die US-Administration. Vielleicht hat sie allen Grund dazu: Die Geiseln werden 1980 nur 20 Minuten nach dem Ende der Amtsantrittsrede des neuen US-Präsidenten Ronald Reagan freigelassen. Es gibt Stimmen, die behaupten, dass die US-Administration im Vorfeld der Amtsübernahme Reagans die Freilassung der Geiseln gegen Waffen und Geld aus den USA hinausgezögert hat, um Carters Chance auf eine Wiederwahl zu ruinieren.(Welt der wunder Magazin, 12/11)

Ahmadineschad-einer der Geiselnehmer?
von Daniel Pipes
Komersant (Tageszeitung aus Moskau)
13. November 2006
 Schon bald nach seiner Wahl zum Präsidenten des Iran am 25. Juni 2005 tauchten Bilder von Mahmud Ahmadinedschad auf, die ihn als Geiselnehmer zeigen. Ein Foto von Associated Press zeigte einen Mann, der sehr nach einer jüngeren Ausgabe des heutigen Ahmadinedschad aussieht, der einen Mann mit verbunden Augen hält. Das war offenbar fünf Tage, nachdem die US-Botschaft in Teheran am 4. November 1979 gestürmt worden war.
 Fünf ehemalige amerikanische Geiseln bestätigten, dass Ahmadinedschad zu ihren Geiselnehmenr gehörte. Der ehemalige Nachrichtenoffizier William J. Daugherty sagte, er sah Ahmadinedschad 8- bis 10-mal zu Beginn seiner Gefangenschaft: „Ich erkannte ihn sofort wieder... Ich erinnere mich an so viel von seinem Hass auf die Amerikaner. Er entwich aus jeder Pore seines Körpers."
BBC-Korrespondent John Simpson erinnert sich, dass er Ahmadinedschad auf dem Botschaftsgelände sah. Abholhassan Bani-Sadr, ehemaliger Präsident des Iran und schon lange im Exil, gibt an, dass Ahmadinedschad „nicht unter den Entscheidungsträgern war, aber zu denen in der Botschaft gehörte".
Ahmadinedschads Büro streitet diese Vorwürfe allerdings ab und andere Geiselnehmer, von denen einige heute politische Gegner Ahmadinedschads sind – darunter Mohsen Mirdamadi, Hamid Reza, Abbas Abdi, Mohammed-Reza Khatami und Said Hajjarian Jalaiepour – bestätigen seine Version. Eine ehemalige amerikanische Geisel streitet auch ab, dass Ahmadinedschad einer der Geiselnehmer war. Amir Taheri, in der Zeit des Schah Chefredakteur einer Teheraner Zeitung, schlussfolgerte: „Es ist fast sicher, dass Ahmadinedschad nicht direkt in die Episolde mit der US-Botschaft verwickelt war."
Das Thema verschwand ergebnislos. Ahmadinedschad war mit Sicherheit ein Mitglied des Zentralkomitees der wichtigsten Studentengruppe hinter der Botschafts-Erstürmung, dem „Büro zur Konsolidierung der Einheit zwischen den Universitäten und den theologischen Seminaren", was seine genaue Rolle bei der Geiselnahme im Ungewissen verbleiben belässt.
Ein neues Bild bei Komersant öffnet die Frage erneut, denn es liefert einen neuen Beleg dafür, dass Ahmadinedschad nicht irgendeiner im politischen Hintergrund war, sondern ein eine automatische Waffe schwingeder Geiselnehmer. Der abgebildete Person unterscheidet sich von dem Foto von Associated Press, aber sollte Ahmadinedschads Identität als Geiselnehmer festgestellt und angenommen werden, hätte das gerade in diesem delikaten Moment zwei Auswirkungen für die amerikanisch-iranischen Beziehungen.
 Erstens bringt es, besonders für Amerikaner über vierzig die mächtige und lange dauernde Erniedrigung der Botschaftsbesetzung 1979-81 zurück, was wahrscheinlich zur Folge hat, dass die amerikanische Haltung gegenüber der Atomwaffen bauenden, von Ahmadinedschad geführten Regierung verhärtet. Die derzeitige Alarmstimmung wegen seiner Absichten werden von erneuertem Misstrauen angeheizt.
Zweitens ist Ahmadinedschad zwar ein kraftvoller und dynamischer Politiker, hat aber viele innenpolitische Gegner; und denen liefern diese Beweise neue Belege für seinen Extremismus, seine Unbesonnenheit und Nichteignung das Land zu regieren, die sie nutzen könnten.
Angesichts der schwachen Reaktion auf das im Juni 2005 aufgetauchte Bild erwarte ich allerdings, dass an der Information in diesem Foto ebenfalls schöngeredet wird. Der Maschinerie der internationalen Politik wird es wohl zu unangenehm sein, mit dieser unappetitlichen Geschichte anders umzugehen.
( http://de.danielpipes.org/4143/ahmadinedschad-einer-der-geiselnehmer)

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