Dienstag, 17. Januar 2012

Die Cannabis-Verschwörung

Das Verbot von Cannabis ist ein gutes Beispiel für eine sehr reale Verschwörung. Was Viele vielleicht nicht wissen, Cannabis ist nicht verboten weil es so gefährlich ist, sondern aus rein wirtschaftlichen Gründen. Die Realität ist, dass das Verbot nur Kriminelle schützt, die mit dem illegalen Handel Milliardengewinne machen und das Kraut oft noch mit gesundheitsschädlichen Substanzen strecken. Das Marihuana, welches schon seit einigen Jahren in Deutschland und den Nachbarländern im Umlauf ist, macht krank, Spätfolgen für Konsumenten, und die sich daraus ergebenen Belastungen für das Gesundheitssystem, sind noch gar nicht abzusehen. 
Zu diesen Kriminellen kann man besten Gewissens auch die Chefetagen der Pharmaindustrie zählen, sind sie es doch, die momentan am meisten von dem Verbot profitieren, eine Legalisierung würde eine ernsthafte Bedrohung für den Absatz ihrer Produkte wie Schlafmittel und Antidepressiva bedeuten, denn die medizinischen Anwendungsmöglichkeiten von Cannabis sind vielfältig. Wie kann es sein, dass eine weitaus stärkere Droge wie Alkohol, die zudem noch als wertvolles Kulturgut gilt, legal ist und Cannabis verboten? Eigentlich müsste die Politik eine Legalisierung anstreben, allein schon aus Gründen des Verbraucherschutzes, es gibt allein in der BRD weit mehr als 4 Millionen Konsumenten die durch das Verbot in die Illegalität gedrängt werden. Eine Legalisierung würde zudem die Polizei und Justiz entlasten, von den zusätzlichen Steuereinnahmen mal ganz abgesehen. Leider scheinen die Lobbyinteressen wichtiger zu sein als die Gesundheit der Bevölkerung, wahrscheinlich ist den Herrschenden eine bewusstseinsdämpfende Volksdroge wie Alkohol auch lieber als eine bewusstseinserweiternde…

Häufig wird als Argument für das Verbot genannt, dass Cannabis eine Einstiegsdroge sei...Aber allein durch diese Illegalität kommen die Konsumenten überhaupt erst in Kontakt mit Kreisen, in denen auch härtere Drogen gehandelt werden. Ein anderes, derzeit beliebtest Argument zur Aufrechterhaltung der Prohibition ist, dass es sich mittlerweile nicht mehr um eine weiche Droge handeln würde… Natürlich sind viele Sorten heutzutage durch Züchtung/Kreuzung stärker in der Wirkung als noch vor zwanzig, dreißig Jahren. Es besteht schon ein Unterschied zwischen gewöhnlichen "Skunk" und  "King-Hassan-Royal-Icolator-Hash" zum Grammpreis von 32 Euro oder hochdosiertem Haschöl. Aber diese super-potente Sorten wird man nur in absoluten Ausnahmefällen auf dem Schwarzmarkt finden, das geht in der Regel über die Coffeeshoptheken, in Deutschland sieht es eher so aus, als ob nur gestrecktes, teilweise wirkungsloses Kraut im Umlauf ist.(siehe auch:Streckmittelwarnungen des dt.Hanfverbandes)
Lesen sie die unglaubliche Geschichte wie es überhaupt zur Prohibition kam, welche medizinischen Anwendungsmöglichkeiten es gibt und warum die Firma Bayer Heroin als Hustenmedizin verkaufte...

Zur Geschichte des Hanf
Hanf ist auch bekannt als: Cannabis, Indischer Hanf, echter Hanf, Pot, Marihuana, Reefer, Gras, Ganja, Bhang, »Stoff«, Kiff, Kraut usw. All das sind Namen für ein und dieselbe Pflanze.
Hanf ist auf der Landkarte der Vereinigten Staaten überall zu finden: HEMPstead, Long Island; HEMPstead County, Arkansas; HEMPstead, Texas; HEMPhill, North Carolina, HEMPfield, Pennsylvania, und andere geographische Orte heißen entweder nach Gebieten, in denen man Cannabis anbaute, oder nach Familiennamen, die sich aus dem Hanfanbau ableiteten.
1619 wurde in der Kolonie Jamestown, Virginia, das erste Marihuana Gesetz Nordamerikas erlassen, das allen Farmern »vorschrieb«, »probeweise« Indischen Hanf anzubauen. Weitere die Anbaupflicht von Hanf regelnde Gesetze wurden 1631 in Massachusetts, 1632 in Connecticut und Mitte des 18. Jahrhunderts in den Chesapeake-Kolonien verabschiedet.
Selbst in England wurde die vielbegehrte volle britische Staatsbürgerschaft auf Erlass der Krone an Ausländer verliehen, die bereit waren, Cannabis anzubauen. Denjenigen, die das ablehnten, wurde häufig eine Geldstrafe auferlegt.
Zwischen 1631 und dem frühen 19. Jahrhundert galt Cannabis in weiten Teilen Nordamerikas als gesetzliches Zahlungsmittel. Auch das war ein Grund, weshalb die amerikanischen Farmer so viel Hanf angebaut haben.
Mehr als 200 Jahre lang war es überall in Nordamerika möglich, Steuern mit Cannabis zu bezahlen.
In Zeiten der Knappheit, beispielsweise zwischen 1763 und 1767 in Virginia, konnte man sogar zu einer Gefängnisstrafe verurteilt werden, wenn man nicht Cannabis anbaute.
Auch George Washington und Thomas Jefferson bauten auf ihren Plantagen Cannabis an. Als Jefferson Gesandter in Frankreich war, stürzte er sich nicht nur in große Unkosten, sondern ging auch für sich und seine Geheimagenten ein erhebliches Risiko ein, um sich die besonders guten Hanfsamen zu beschaffen, die aus China in die Türkei geschmuggelt wurden. Die chinesischen Mandarine hielten die Hanfsamen ihres Landes für so kostbar, dass sie den Export wie ein Kapitalverbrechen bestraften.
Bei einer 1850 in den USA durchgeführten Erhebung wurden 8 327 Hanfplantagen (Farmen mit einer Mindestgröße von 80 Hektar) gezählt, auf denen Cannabis zur Herstellung von Stoff, Leinwand und sogar der zum Bündeln von Baumwolle benötigten Seile angebaut wurde. Die meisten dieser Plantagen lagen im Süden oder in den Grenzstaaten, denn dort standen der arbeitsintensiven Hanf-industrie vor 1865 billige Sklaven zur Verfügung.

Benjamin Franklin gründete eine der ersten Hanfpapierfabriken Nordamerikas. Da man dadurch nicht mehr auf Papier und Bücher aus England angewiesen war, konnte in den Kolonien eine freie Presse entstehen. Darüber hinaus waren Marihuana- und Haschischextrakte diejenigen Arzneimittel, die zwischen den vierziger und neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts in den USA am zweit- oder dritthäufigsten verschrieben wurden. In der Humanmedizin war ihre Verwendung bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts legal, spielte in der Veterinärmedizin damals allerdings eine noch bedeutendere Rolle.
Hersteller von Arzneimitteln, die aus Cannabis gewonnen wurden, waren Ely Lilly, Parke-Davis, Tildens, Brothers Smith (Smith Brothers), Squibb und viele andere amerikanische und europäische Firmen. Kein einziger Todesfall, der auf die Einnahme von Cannabisextrakten zurückzuführen gewesen wäre, ist für diesen ganzen Zeitraum aktenkundig. Abgesehen davon, dass es bei Erstbenutzern gelegentlich zu Desorientierung oder übermäßiger Introvertiertheit kam, gab es auch keine Hinweise für Cannabismissbrauch oder über geistige Verwirrungszustände.
»Der erste geschichtlich bekannte Webstoff war offenbar aus Hanf, mit dessen Verarbeitung man im 8. Jahrtausend (8000-7000 v. Chr.) begann.
Die wissenschaftliche Fachliteratur aus der Archäologie, Anthropologie,   Philologie,   Ökonomie   und   Geschichte stimmt  darin  überein, dass vom ersten Jahrtausend vor Christus bis hinein in die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts Cannabis (Hanf, Marihuana) die auf unserem Planeten am häufigsten angebaute Feldfrucht war und die Grundlage für einen der Gewerbezweige mit Tausenden von Waren und Unternehmen bildete. Aus Hanf wurden Fasern, Tuche, Leuchtöle, Papier, Weihrauch und Arzneimittel hergestellt, und er war der wichtigste Lieferant der für Menschen und Tiere lebensnotwendigen Nahrungsfette und Proteine.
Anthropologen fast aller Universitäten der Welt stimmen überein, dass Marihuana in den Religionen und Kulten der Menschheitsgeschichte zu den sieben am häufigsten verwendeten Drogen gehörte, die Stimmung, Bewusstsein und Schmerzempfinden beeinflussten und als psychotrope oder psychedelische (empfindungsverändernde oder bewusstseinserweiternde) Mittel genommen wurden. Diese kultischen Rauscherlebnisse inspirierten unseren Aberglauben, unsere Amulette und Talismane, unsere Religionen, Gebete und Sprachbegriffe (siehe Kapitel 10).
So war beispielsweise der Zugang zu russischem Cannabis einer der Hauptgründe für den Krieg von 1812 (den Amerika gegen Großbritannien führte). Russischer Hanf war ebenfalls einer der Gründe dafür, dass Napoleon und die in sein kontinentales Bündnissystem eibezogenen Staaten 1812 in Russland einmarschierten(siehe Kapitel 12). Nachdem im Jahre 1942 die Invasion der Philippinen durch die Japaner die Versorgung mit Manilahanf(„Abakahanf“) abgeschnitten hatte, verteilte die US-Regierung 400000 Pfund Cannabissamen an die Farmer von Wisconsin bis Kentucky, die dann bis 1946 jährlich 42000 Tonnen Hanffasern für Kriegszwecke produzierten.
Das Ende des legalen Hanfanbaus
Die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts bedeutete einen Rückschlag für die kommerzielle Verwertung des Hanfs, denn es gab noch keine technische Möglichkeit, den Hanf maschinell zu ernten und zu brechen, was für die Massenproduktion Voraussetzung gewesen wäre. Aber dieser Naturstoff war viel zu wertvoll, als das man ihn für lange Zeit ins Abseits der Geschichte hätte verweisen können.
Schon 1916 prophezeite das US-Landwirtschaftsministerium in seinem Bulletin Nr. 404, dass eine Schäl- und Erntemaschine entwickelt werden und Hanf seine Bedeutung als Amerikas größter landwirtschaftlicher Industriezweig wiedererlangen würde. Im Jahre 1938 stellten Fachzeitschriften wie Popular Mechanics und Mechanical Engineering einer neuen Investorengeneration die erste vollautomatische Hanf-Schälmaschine vor, die ein neues Kapitel der Geschichte der Hanfverwertungsmöglichkeiten einleitete.
Würde Hanf legal und mit den technischen Hilfsmitteln des 20. Jahrhunderts angebaut und verarbeitet, wäre er heute die bedeutendste landwirtschaftliche Nutzpflanze in den Vereinigten Staaten und weltweit.
Als die Artikel aus Popular Mechanics und Mechanical Engineering zu Beginn des Jahres 1937 verfasst wurden, war es tatsächlich noch legal, Hanf anzubauen. Und diejenigen, die damals Geschäfte mit Hanf in Milliardenhöhe vorhersagten, hatten weder die Einkünfte aus der Herstellung von Arznei- und Lebensmitteln noch aus der Energie-gewinnung (Brennstoff) berücksichtigt, die jährlich eine weitere Billion Dollar oder mehr für die angeschlagene Wirtschaft der USA eingebracht hätten. Die Vermarktung als Rauschmittel hätte wirtschaftlich nur eine untergeordnete Rolle gespielt.
Der wichtigste Grund, weshalb 1938 zukünftige Gewinne in Milliardenhöhe vorausgesagt wurden, war die Nutzung von Hanf als Rohstoff zur Herstellung von »Hanfzellstoffpapier« (im Unterschied zu Holzzellstoffpapier oder Hadernpapier). Große Bedeutung hatten auch seine Faserstruktur, sein Samen und die vielen verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten seiner Zellmasse. Das bemerkenswerte neue Zellstoffverarbeitungsverfahren zur Herstellung von Hanfpapier wurde 1916 im Auftrag des US-Landwirtschaftsministeriums von dem Botaniker Lyster Dewey und dem Chemiker Jason Merrill entwickelt.
Dem US-Landwirtschaftsministerium zufolge sollte das Verfahren erst dann eingesetzt werden, wenn die Erfindung einer Schäl- und Erntemaschine seine Anwendung wirtschaftlich sinnvoll machen würde.
Bis zu diesem Zeitpunkt wurde Hanfpapier lediglich aus Lumpen und Stengelfasern hergestellt, und man verbrannte das faser- und-zellulosereiche Werg, um damit den Boden zu düngen.
Manche Cannabissorten werden so groß wie Bäume; sie erreichen in einer Wachstumsperiode eine Höhe von 6 Metern oder mehr.
Bei dem neuen Papierherstellungsverfahren verwendete man Hanfwerg, das 77 Prozent des Hanfstengelgewichts ausmacht und bis dahin ein ungenutztes Nebenprodukt des Faserschälverfahrens war.
1916 berichtete das Bulletin Nr. 404 des US-Landwirtschaftsministeriums, dass man auf einer Fläche von 0,4 Hektar bei jährlichem Wiederanbau von Hanf über einen Zeitraum von 20 Jahren hinweg ebenso viel Zellstoffaser gewinnen könne wie durch die Rodung von 1,66 Hektar Wald im selben Zeitraum. Bei diesem Verfahren würde man nur ein Viertel bis ein Siebtel der umweltbelastenden schwefligen Säuren benötigen, um das klebrige Lignin aufzulösen, das die Zellstoffasern zusammenbindet, oder man könnte sogar ganz ohne Chemikalien auskommen, wenn kalzinierte Soda verwendet würde. Zudem ließe sich die Gewässerverseuchung mit Dioxin vermeiden, denn für dieses Verfahren benötigt man (im Unterschied zur Herstellung von Holzzellstoffpapier) keine Chlorbleiche, sondern kann diese durch das weniger schädliche Wasserstoffperoxid ersetzen.
Um Holzzellstoffpapier herzustellen, muss der gesamte Holzfaserstoff chemisch aufgeschlossen werden. Hanf enthält nur 4 bis 10 Prozent Lignin, Baumholz dagegen 18 bis 30 Prozent. Somit liefert Hanf viermal mehr Zellstoff bei gleichzeitiger Verminderung der Umweltverschmutzung um das Vier- bis Siebenfache.
Wie wir bereits gesehen haben, war die wirtschaftliche Herstellung von Zellstoffpapier erst mit der Erfindung und dem Einsatz neuer Hanf-Schälmaschinen möglich, mit denen die Faser auf rationelle Weise vom Halm getrennt wer-den konnte. Mit dieser Technik konnte man auch die Verwendung von Holz als Baumaterial verringern, die Kosten für den Wohnungsbau senken und gleichzeitig dazu beitragen, die Sauerstoffversorgung unseres Planeten zu sichern.
Ein Beispiel: Wenn das 1916 entwickelte Verfahren zur Herstellung von Hanfpapier aus Zellmasse heute legal wäre und zum Einsatz käme, so könnte man 40 bis 70 Prozent des gesamten Holzzellstoffs, der bei der Herstellung von Produkten wie Karton, Computerpapier und Papiertüten verbraucht wird, ersetzen.
Zellstoffpapier, das zu 60 bis 100 Prozent aus Hanfwerg gefertigt wird, ist wesentlich reißfester und elastischer als Papier aus Holzzellstoff. Die Herstellung von Holzzellstoffpapier zerstört unsere Umwelt, die Papierherstellung aus I lauf hingegen nicht.3
Die Bekämpfung der Ursachen des Schadstoffausstoßes, der meist mit Herstellungsverfahren einhergeht, bei denen Petrochemikalien oder deren Derivate verwendet werden, ist ein kostendämpfender Weg der Abfallkontrolle, der von Umweltschützern immer wieder gefordert wird.
Ob es sich um FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoff) aus Spraydosen, Computern und Kühlschränken handelt, um Im militärische Zwecke produziertes Tritium und Plutonium oder um in der Papierherstellung verwendete Schwefelsaure, Ziel muss es stets sein, die Ursachen der Umweltverschmutzung und des Schadstoffausstoßes zu bekämpfen.
Wenn man im Supermarkt zwischen einer Plastiktüte und einer Papiertüte wählen soll, steht man vor der Frage: Papier von abgeholzten Bäumen oder Plastik aus fossilen Brennstoffen und Chemikalien. Gäbe es eine dritte Alternative, nämlich Hanfwergpapier, so könnte man sich für biologisch haltbares und zugleich haltbares Papier entscheiden, das sich aus einem immer wieder nachwachsenden Rohstoff, dem Hanf, gewinnen lässt.
Die ökologischen Vorteile einer jährlichen Hanfernte nämlich die Erhaltung unserer Wälder!-machen die Papiererzeugung aus Hanfwerg unentbehrlich für die Bekämpfung der Ursachen des Schadstoffausstoßes, zu denen auch die Nutzung fossiler Brennstoffe als Energiequelle zählt, die man durch Hanf ersetzen könnte.
Als Mitte der dreißiger Jahre mechanische Hanf-Schälmaschinen und Maschinen zur Konservierung der zellulose-reichen Hanfzellmasse in technisch ausgereifter Form und zu erschwinglichen Preisen verfügbar wurden, drohten Unternehmen wie Hearst Paper Manufacturing Division, Kimberley Clark (USA), St. Regis und nahezu allen anderen großen Holz-, Papier- und Zeitungsunternehmen milliardenschwere Verluste, wenn nicht sogar der Bankrott.
Zufällig hatte Du Pont im Jahre 1937 sowohl Verfahren zur Herstellung von Plastik aus Öl und Kohle als auch neue Sulfat-/Sulfitverfahren zur Papierherstellung aus Holzzell-masse patentieren lassen, die, den unternehmenseigenen Archiven wie auch den Erkenntnissen von Historikern zu¬folge,4 über 80 Prozent seiner gesamten Produktion in den nächsten 50 Jahren ausmachen sollten.
Wäre der Hanfanbau in den USA nicht verboten worden, hätte Du Pont 80 Prozent seiner Geschäfte nicht gemacht; weiterhin hätte es den größten Teil der Schadstoffemissionen, die die Flüsse im Nordwesten und im Südosten des Landes belasten, nicht gegeben.
Unter den Bedingungen eines offenen Marktes hätte Hanf das Gros der bäuerlichen Familienbetriebe in den USA nicht nur retten können, sondern deren Zahl hätte sich trotz der Depression der dreißiger Jahre vermutlich sogar erhöht.
Die Konkurrenz des umweltfreundlichen Hanfpapiers und eines aus Naturstoffen hergestellten Plastikmaterials hätte die lukrativen Geschäfte von Hearst, Du Pont und dessen wichtigstem Geldgeber, Andrew Mellon von der Mellon Bank of Pittsburgh, gefährdet.
Zahlreiche geheime Treffen wurden abgehalten.
1931 ernannte Mellon in seiner Funktion als Hoovers Finanzminister den zukünftigen Mann seiner Nichte, Harry J. Anslinger, zum Leiter der gerade umorganisierten staatlichen Rauschgift- und Drogenbehörde FBNDD (Federal Bureau of Narcotics and Dangerous Drugs). Anslinger saß 31 Jahre lang auf diesem Posten.
Die Industriemagnaten und ihre Kapitalgeber wussten, das Maschinen zum Mähen, Bündeln, Schälen (der Trennung der Faser vom zellulosereichen Werg) und zur Verarbeitung von Hanf zu Papier und Plastik Mitte der dreißiger Jahre verfügbar sein würden. Cannabishanf musste also verschwinden.
Der Du Font-Jahresbericht 1937 für die Aktionäre betonte die Dringlichkeit weiterer Investitionen in die neuen, aber noch nicht allgemein akzeptierten, synthetischen Erdölprodukte. Du Pont erwartete »radikale Veränderungen« von »der staatlichen Besteuerungspolitik (...), eingesetzt als Instrument, die Akzeptanz unerwarteter neuer Vorstellungen von industrieller und gesellschaftlicher Reorganisation zu erzwingen«
In The Marijuana Conviction (University of Virginia Press, 1974) haben Richard Bonnie und Charles White-bread diesen Vorgang eingehend erläutert:
»Im Herbst 1936 hatte Herman Oliphant (der Chefberater des Finanzministeriums) beschlossen, die Besteuerungsbefugnisse (der Bundesregierung) einzusetzen, allerdings in Form eines Gesetzes, das am nationalen Schusswaffengesetz (National Firearms Act) orientiert war und in keinerlei Zusammenhang mit dem Harrison-(Narkotika)-Gesetz von 1914 stand. Oliphant selbst war für die Vorbereitung des Gesetzentwurfs verantwortlich. Anslinger wies seine Armee an, ihre Kampagne gegen Washington zu richten.
Der Hauptunterschied zwischen dem Marihuana Steuergesetz und dem Harrison-Gesetz, besteht in der Idee einer prohibitiven Steuer. Unter dem Harrison-Gesetz waren Kauf und Besitz von Narkotika für nichtmedizinische Zwecke auf legalen Weg unmöglich.
Den Gegnern des Gesetzentwurfs, der vom Obersten Gerichtshof befürwortet wurde, erschien dies als ein klarer Hinweis darauf, dass die Entscheidungen des Kongresses eher davon getragen waren, ein bestimmtes Verhalten zu verbieten, als die Steuern zu erhöhen. So >erlaubte< der Kongress mit dem Schusswaffen Gesetz, welches darauf zielte, den Handel mit Schnellfeuerwaffen zu verbieten, jedermann, eine Maschinenpistole zu kaufen, verpflichtete ihn jedoch gleichzeitig dazu, 200 Dollar Erwerbssteuern6 zu zahlen und den Kauf mit einem Bestellformular zu tätigen.
Das im Juni 1934 verabschiedete Schusswaffen Gesetz war das erste Gesetz, mit dem der Kongress seine wahren Motive hinter einer >prohibitiven Steuer< verbarg. Am 29. März 1937 bestätigte der Oberste Gerichtshof einstimmig dieses sogenannte Antischnellfeuerwaffengesetz. Zweifellos hatte Oliphant eine derartige Entscheidung des Gerichts erwartet, und das Finanzministerium brachte zwei Wochen später, am 14. April 1937, seinen Entwurf für das Marihuana Steuergesetz ein.
Vor diesem Hintergrund ist Du Ponts Entscheidung zu verstehen, auf der Grundlage einer »Erzwingung der Akzeptanz unerwarteter neuer Vorstellungen von industrieller und gesellschaftlicher Reorganisation« in neue Technologien zu investieren.
Auf den wahren Zweck des Marihuana Steuergesetzes spielte Matt Rens von der Rens Hemp Company anlässlich der Senatsanhörungen des Jahres 1937 an:
Mr. Rens: Eine solche Steuer würde alle Kleinbetriebe aus dem Hanfanbaugeschäft werfen, und der Anteil der Kleinbetriebe ist beträchtlich (...). Der wahre Zweck dieses Gesetzentwurfs ist doch nicht der, Geld aufzubringen, oder?
Senator Brown: Also, wir bleiben bei der Aussage, dass er es ist...
Mr. Rens: Aber er wird eine Million kosten.
Senator Brown: Danke (Zeuge wird entlassen).
Die Sorge um die Folgen des Hanfrauchens veranlasste zwei großangelegte staatliche Studien. Der britische Vizekönig von Indien veröffentlichte den »Bericht der indischen Hanfdrogen-Kommission 1893-1894« über das Bhangrauchen auf dem Subkontinent.
Und 1930 finanzierte die US-Regierung die Studie der Siler-Kommission über die Folgen des Marihuana Rauchens amerikanischer Militärangehöriger in Panama. Beide Berichte kamen zu dem Schluss, dass Marihuana unproblematisch sei, und schlugen vor, dessen Konsum nicht unter Strafe zu stellen.
Zu Beginn des Jahres 1937 teilte der stellvertretende Leiter der amerikanischen Gesundheitsbehörde Walter Treadway dem Cannabis-Unterausschuß des Völkerbundes mit, dass »es über einen relativ langen Zeitraum hinweg genommen werden kann, ohne soziale oder emotionale Zerrüttungen herbeizuführen. Marihuana ist gewohnheitsbildend (...) genau wie (...) Zucker oder Kaffee«.
Aber da waren noch andere Kräfte am Werk. Die Kriegshetze, die 1898 in den Spanisch-Amerikanischen Krieg mündete, wurde von William Rudolph Hearst entfacht und mittels seiner landesweit operierenden Zeitungskette geschürt. Sie ist der Beginn des Sensationsjournalismus, des „yellow Journalism“, als einer treibenden Kraft amerikanischer Politik.
In den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts führte Hearsts Zeitungskette eine gezielte Kampagne der Sensationspresse für das Verbot von Hanf an. Zwischen 1916 und 1937 machten beispielsweise Geschichten über Autounfälle, bei denen im Wagen des Unfallverursachers Marihuana Zigaretten gefunden worden waren, oft wochenlang Schlagzeilen. Andererseits waren Unfälle, bei denen Alkoholgenuss eine Rolle spielte (welche zu den wegen Marihuana verursachten Unfällen im Verhältnis von 1000 zu l standen), allenfalls eine Meldung auf den letzten Seiten wert.
Das Thema der durch Marihuanagenuß verursachten Autounfälle wurde den Amerikanerinnen und Amerikanern regelrecht ins Bewusstsein gehämmert, indem zwischen 1936 und 1938 in Filmen wie »Reefer Madness« und »Marijuana - Assassin of Youth« immer wieder Schlagzeilen eingeblendet wurden, die diesen Zusammenhang hervorhoben.
Schon mit Ausbruch des Spanisch-Amerikanischen Krieges im Jahre 1898 hatte die Hearst-Presse eine Hetzkampagne gegen Spanier, Mexikaner und Lateinamerikaner begonnen.
Die Beschimpfungen wurden immer krasser, nachdem die »marihuana-rauchende« Armee von Pancho Villa 8 2 000 Hektar von Hearsts bestem mexikanischen Forstland beschlagnahmt hatte.
Während der nächsten drei Dekaden malte Hearst unermüdlich das Bild der faulen, potrauchenden Mexikaner und Mexikanerinnen an die Wand und setzte damit eines der übelsten Vorurteile in die Welt, das bis heute in unseren Köpfen spukt. Eine ähnlich rassistische Schmutzkampagne brach er gegen die »gelbe Gefahr« (Yellow Peru) der Chinesen vom Zaun.
Zwischen 1910 und 1920 vermeldeten Hearsts Zeitungen, dass die meisten Schwarzen, die weiße Frauen vergewaltigten, unter dem Einfluss von Kokain stünden. Diese Theorie ließ Hearst zehn Jahre lang verbreiten, bis er zu dem Schluss kam, dass es nicht Kokain, sondern der Marihuana Rausch sei, der die Schwarzen dazu treibe, weiße Frauen zu vergewaltigen.
Hearsts Sensationspresse und andere Boulevardblätter veröffentlichten Berichte, aufgemacht mit fanatisierenden Schlagzeilen, in denen Schwarze und Mexikaner als wahnsinnige Bestien dargestellt wurden, die unter dem Einfluss von Marihuana ihre gegen weißen gerichtete „satanische Voodoomusik“ (Jazz) spielten und für den überwiegend weißen Leserkreis dieser Blätter durch ihre Respektlosigkeit und »Brutalität« bedrohlich seien. Zu dieser Flut ausgedachter Jim-Crow-(Apartheid)-Vergehen gehörten so fürchterliche Straftaten wie: auf den Schatten eines Weißen zu treten, einem Weißen drei Sekunden oder länger direkt in die Augen zu sehen, eine weiße Frau zweimal anzusehen, eine weiße Person auszulachen usw.
Wegen solcher »Verbrechen« verbrachten Hunderttau-sende Mexikaner und Schwarze aufgrund von Rassentrennungsgesetzen, die in den gesamten USA bis in die fünfziger und sechziger Jahre dieses Jahrhunderts hinein in Kraft waren, zusammengenommen Millionen von Jahren in Gefängnissen und Sträflingskolonien. Permanent hämmerte Hearst das obskure mexikanische Slangwort »Marijuana« in das Bewusstsein der englischsprechenden Amerikanerinnen und Amerikaner. Das Wort »Hanf« wurde ausrangiert, »Cannabis«, der wissenschaftliche Fachausdruck, ignoriert.

Das spanische Wort für Hanf ist »Cänamo«. Aber die Verwendung des mexikanischen Slangwortes - »Marijuana«, oft zu »Marihuana« amerikanisiert - ermöglichte es, dass das wichtigste Naturheilmittel und der bedeutendste Industrierohstoff der Welt unbemerkt ausmanövriert, verboten und aus der Sprache verdrängt werden konnte.
Zwischen 1935 und 1937 wurden in geheimen Sitzungen des Finanzministeriums prohibitive Steuergesetze entworfen und Strategien geplant. »Marihuana« wurde nicht grundsätzlich verboten; das Gesetz legte eine »Gewerbesteuer für Händler und eine Erwerbssteuer für den Kauf von Marihuana« fest.
Importeure, Erzeuger, Verkäufer und Händler mussten sich beim Finanzamt registrieren lassen und Gewerbesteuer zahlen. Der Handel mit Marihuana wurde mit l Dollar pro Unze besteuert; mit 100 Dollar pro Unze, wenn der Händler nicht registriert war. Verkäufe an nicht gemeldete Steuerzahler wurden mit einer prohibitiven Steuer belegt. Eine Unze der »Rohdroge« Cannabis kostete damals einen Dollar." Man schrieb das Jahr 1937, der Staat New York beschäftigte zu dieser Zeit nur einen einigen Beamten für Rauschgiftangelegenheiten.
Nachdem der oberste Gerichtshof am 29.märz 1937 das Verbot des Verkaufs von Schnellfeuerwaffen mittels Besteuerung bestätigte, war Herman Oliphant am Zuge.
Am 14. April 1937 brachte Oliphant den Marihuanagesetzentwurf direkt im Haushaltsausschuss ein - anstatt in anderen zuständigen Ausschüssen wie denen für Nahrung und Rauschgift, Landwirtschaft, Textil oder Handel.
Der Grund dafür könnte gewesen sein, dass der Haushaltsausschuss der einzige Ausschuss ist, der Gesetzentwürfe direkt ans Plenum weitergibt, ohne dass diese zuvor in anderen Ausschüssen debattiert werden müssten.
Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses, Robert L. Doughton, ein wichtiger Verbündeter Du Fonts, segnete den Geheimentwurf für das Besteuerungsgesetz ab und legte ihn, nachdem er ihn mit fliegenden Fahnen durch den Kongress gebracht hatte, unverzüglich dem Präsidenten vor.
Selbst in den von ihm geleiteten Ausschuss Anhörungen sprachen sich viele der geladenen Sachverständigen gegen die Verabschiedung dieser ungewöhnlichen Steuergesetze aus.
Der Arzt und Rechtsanwalt Dr. William C. Woodward beispielsweise erklärte stellvertretend für den Amerikanischen Ärzteverband (AMA), das ganze Anhörungsverfahren sei für ihn eine Farce und Sensationshascherei. Im Zusammenhang mit der Vorlage des Gesetzes sei nicht ein einziges fundiertes Sachverständigenurteil eingeholt worden. Mit diesem Gesetz enthalte der Gesetzgeber, möglicher-weise aus Unwissenheit, der Welt ein potentielles Heilmittel vor, und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da die Medizin im Begriff sei, herauszufinden, welche Wirkstoffe Cannabis enthalte.
Er erklärte dem Ausschuss, die Ärzte der AMA hätten sich nur deshalb nicht schon früher gegen die Marihuana-steuer ausgesprochen, weil es in der Presse zwanzig Jahre lang als das »tödliche Kraut aus Mexiko« verschrien worden sei.
Erst »zwei Tage vor Beginn« der Anhörungen im Frühling dieses Jahres (1937) hätten sie erkannt, dass die Pflanze, die der Kongress zu verbieten beabsichtigte, in der Medizin als Cannabis bekannt sei - eine heilende Substanz, die in Amerika seit 100 Jahren erfolgreich gegen unzählige  Krankheiten eingesetzt werde.
„Wir verstehen noch nicht recht, Herr Vorsitzender, warum dieser Gesetzesentwurf zwei Jahre lang beraten wurde“, protestierte Woodward, „ohne dass der medizinische Berufsstand auch nur andeutungsweise davon in Kenntnis gesetzt wurde.“
Woodward und die AMA wurden von Anslinger und dem gesamten Kongressausschuss heftig angefeindet und ihre Kritik kurzerhand abgetan.
Als der Entwurf für das Marihuana Steuergesetz dem Plenum des Kongresses zur mündlichen Beratung und Abstimmung vorgelegt wurde, kam aus dem Publikum nur eine einzige relevante Frage: »Hat irgendjemand die AMA konsultiert und zu ihrer Meinung befragt?«
Darauf antwortete der Abgeordnete Vinson für den Haushaltsausschuss: »Ja, das haben wir. Ein gewisser Dr. Wharton (fehlerhafte Aussprache für Woodward) und die AMA stimmen vollkommen mit uns überein!«
Mit dieser denkwürdigen Lüge wurde der Entwurf verabschiedet und erhielt im September 1937 Gesetzeskraft. Man richtete eine Spezialeinheit der Bundespolizei ein, die für Millionen im Gefängnis verlorener Jahre und sogar für den Tod einzelner Amerikaner und Amerikanerinnen verantwortlich ist, bloß um eine giftproduzierende und umweltfeindliche Industrie am Leben zu erhalten und den fanatischen Rassenhass einiger weißer Politiker noch weiter zu schüren.
Das National Oil Seed Institute, Repräsentant der Hersteller hochwertiger Schmieröle und Farben, sprach sich ebenfalls massiv gegen das Steuergesetz aus. 1937 gab deren Syndikus, Ralph Loziers, vor dem Haushaltsausschuss mit beredten Worten folgende Erklärung über das Hanföl ab, das man zu verbieten beabsichtigte:
»Anerkannte Fachleute bestätigen, dass im Orient mindestens 200 Millionen Menschen diese Droge konsumieren. Und wir sollten nicht vergessen, dass dies schon seit Hunderten, ja Tausenden von Jahren so ist. Es ist erstaunlich, dass in Asien und im übrigen Orient, in Gebieten also, in denen sehr große Armut herrscht und man auf alle Pflanzen zurückgreift, welche die Natur in ihrer Fülle hervorbringt - es ist erstaunlich, dass, von den Anfängen der Zivilisation an, nicht einer dieser 200 Millionen Menschen jemals den Samen dieser Pflanze oder das Öl als Rauschmittel verwendet hat.
Wenn also der Samen oder das Öl irgendwelche schädliche  Substanzen enthielten, sollte man vernünftigerweise wohl annehmen, dass diese Orientalen, die in ihrer Armut nach allem greifen, was ihren quälenden Hunger stillt, diese Substanzen entdeckt hätten (...).
Verehrter Ausschuss, der Hanfsamen oder der Samen von Cannabis Sativa L. wird in allen orientalischen Ländern und auch in Teilen Russlands als Nahrungsmittel verwendet. Seit Generationen wird er dort auf den Feldern angebaut und als Hafermehl genutzt, besonders in Zeiten der Hungersnot (...)Worauf ich hinauswill: (...) Dieses Gesetz ist viel zu umfassend. Dieses Gesetz hat weltweite Konsequenzen. Dieses Gesetz wird Aktivitäten auslösen - die Knebelung eines bedeutenden Industriezweiges durch eine staatliche Behörde , die der Vernichtung dieser Branche gleichkommen könnten. Im vergangenen Jahr importierten die USA 62 813 000 Pfund Hanfsamen, 1935 waren es 116 Millionen Pfund.«
Bei den Aussagen, die 1937 vor dem Kongress zugunsten des Hanfverbots gemacht wurden, handelte es sich in der Mehrzahl um reißerische und rassistische Artikel aus den Boulevardblättern Hearsts und anderer Zeitungsverleger, die den Kongressabgeordneten von Harry J. Anslinger,15 dem Leiter des FBN (Federal Bureau of Narcotics, aus dem später die DEA, Drug Enforcement Agency, hervorging) vorgelesen wurden.
Vor 1931 war Anslinger stellvertretender Prohibitions-beauftragter gewesen. Der Onkel seiner Frau, Finanzminister Andrew Mellon, hatte ihm, wie bereits erwähnt, zu seinem Posten als Leiter der Rauschgiftbehörde verholfen. Eben dieser Andrew Mellon war auch der Besitzer und Mehrheitsaktionär der sechstgrößten Bank (1937) der Vereinigten Staaten, der Mellon-Bank in Pittsburgh, einer von nur zwei Bankern, deren Dienste Du Pont von 1928 bis in die Gegenwart in Anspruch genommen hat.
1937 gab Anslinger vor dem Kongress folgende Erklärung ab: »Marihuana ist die gewalterzeugendste Droge in der Geschichte der Menschheit.«
Solche Aussagen, gepaart mit Anslingers empörend rassistischen Äußerungen und Ansichten, wurden vor einem von Südstaatlern dominierten Kongress gemacht und können den Leser von heute nur peinlich berühren.
Erwähnt sei an dieser Stelle auch Anslingers sogenannte „Blutakte“. Diese Akte war fast ausschließlich aus Zeitungsartikeln angelegt, die der Herast-Presse und anderen Boulevardblättern entnommen waren - Geschichten wie die von einem Beilmörder zum Beispiel, der den Recherchen zufolge vier Tage vor der Bluttat einen Joint geraucht hatte. Als belegte Tatsache tischte Anslinger dem Kongress die Behauptung auf, dass rund 50% aller Schwer verbrechen von Spaniern, Mexikanern, Lateinamerikaner, Filipinos, Schwarzen und Griechen verübt wurden und dass diese Taten unmittelbar auf den Konsum von Marihuana zurückzuführen seien.
Keiner der Berichte aus Anslingers »Blutakten« der dreißiger Jahre wird von Wissenschaftlern, die die Fakten sorgfältig geprüft haben, für echt gehalten.
Die Statistiken des FBI, die Anslinger hätte einsehen können, zeigten, dass mindestens 65 bis 75 Prozent aller Morde in den Vereinigten Staaten unter dem Einfluss von Alkohol verübt wurden. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Anslingers rassistische Tiraden gipfelten beispielsweise darin, dass er dem Kongress, ohne bei diesem Widerspruch hervorzurufen, Geschichten über »Neger mit Wulstlippen« vorlas, die die weißen Frauen mit Jazzmusik und Marihuana verführten.
Er präsentierte einen Artikel über zwei schwarze Studenten der Universität von Minnesota, die nach diesem Strickmuster eine weiße Kommilitonin verführt hätten, »mit dem Ergebnis, dass diese schwanger wurde«. Die Ungeheuerlichkeit, dass diese Droge weiße Frauen offenbar so enthemmte, dass sie bereit waren, einen »Neger« anzufassen oder auch bloß anzusehen, verschlug den Kongressabgeordneten den Atem.
In den USA wusste außer einer Handvoll reicher Industrieller und ihrer gedungenen Polizisten so gut wie niemand, worum es wirklich ging, dass nämlich der potentielle Hauptkonkurrent ihrer Geschäfte - Hanf - als »Marihuana« verboten werden sollte.
Genauso ist es. Marihuana war höchstwahrscheinlich nur ein Vorwand für die eigentlich gemeinte Hanfprohibition und die wirtschaftliche Unterdrückung dieses Produkts.
Und durch die Verwechslung von Marihuana mit Stechapfel wurde die Sache noch verworrener. Die Presse stellte diesen Irrtum niemals richtig, sondern fuhr bis in die sechziger Jahre damit fort, Fehlinformationen zu drucken.
Gegen Ende der achtziger Jahre zogen die absurdesten und lächerlichsten Attacken gegen die Hanfpflanze landesweit die Aufmerksamkeit der Medien auf sich; so veröffentlichten 1989 zahlreiche Gesundheitsmagazine eine Studie, in der behauptet wurde, Marihuana Raucher nähmen pro Tag ein halbes Pfund zu. Heute hüllen sich die Redaktionen in dieser Angelegenheit lieber in Schweigen.
Ernsthafte Diskussionen über den gesundheitlichen Nutzen, das Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit oder ökonomische Aspekte in Zusammenhang mit der Hanffrage werden immer wieder mit der Bemerkung abgetan, das sie nichts weiter als »ein Vorwand für das Potrauchen seien, - als ob Menschen einen »Vorwand« brauchten, um über Tatsachen zu reden.
Man muss zugeben, dass die Taktik, die Öffentlichkeit über die wahre Natur von Hanf und dessen Bezug zum "Marihuana" durch Lügen im unklaren zu halten, sehr erfolgreich gewesen ist.
Die Hanfprohibition oder: wie Anslinger sein Gesetz bekam
Sollten wir den eigennützigen, für die Einhaltung der Drogengesetze verantwortlichen Bürokraten glauben, deren Zahl stets wächst und deren Bezahlung und Beförderung davon abhängt, dass immer mehr Leute verhaftet und gegen ihre »Sucht« behandelt werden? Es sterben mehr Amerikaner an einem Tag in Gefängnissen und Strafanstalten als jemals in der Menschheitsgeschichte an Marihuana gestorben sind. Wen schützen diese Gesetze? Wovor?
Fred Oerther, M.D., Portland, Oregon, September 1986
Nachdem Harry J. Anslingers Behauptung, Marihuana mache gewalttätig, durch die Forschungsergebnisse des »New York City LaGuardia Marijuana Report« (1938-1944) ad absurdum geführt worden war, eröffnete Anslinger eine Hetzkampagne nach der anderen gegen Bürgermeister LaGuardia, die Medizinische Akademie von New York und deren Ärzte und Ärztinnen, die die Forschungsarbeiten für diesen Bericht geleistet hatten.
Er erklärte, diese Ärzte würden im Gefängnis landen, sollten sie je wieder ohne seine persönliche Genehmigung Experimente mit oder Forschungsarbeiten über Marihuana durchführen.
Dann nutzte er - illegal - Vollmachten der US-Regierung aus, um praktisch die gesamte Marihuana Forschung lahmzulegen, und erpresste den US-Ärzteverband AMA (American Medical Association) und die Medizinische Akademie von New York, die Forschungsarbeiten ihrer Ärzte öffentlich bloßzustellen.
Um den LaGuardia-Bericht zu entkräften, führte die AMA auf Verlangen Anslingers zwischen 1944 und 1945 eine Studie durch, die zeigte, das sich 34 schwarze GIs (der statistischen »Vollständigkeit« halber: auch 1 weißer GI), die Marihuana geraucht halten, gegenüber weißen Soldaten und Offizieren in der nach Rassen getrennten Armee respektlos verhalten hatten.
Dieses Verfahren, die Ergebnisse einer Studie zu manipulieren, ist unter Forscherinnen und Forschern als »Tendenzwissenschaft« bekannt.
Zwischen 1948 und 1950 unterließ es Anslinger, die Presse mit Schauergeschichten über die brutalisierende Wirkung von Marihuana zu füttern, und bediente sich stattdessen -ganz im Zeichen der McCarthy-Ära - der allgemeinen » Kommunistenhetze «.
Nun erfuhr die entsetzte Öffentlichkeit, dass Marihuana eine noch viel gefährlichere Droge sei, als er ursprünglich angenommen habe. 1948 behauptete Anslinger vor dem zutiefst antikommunistisch gesonnenen Kongress und später ständig in der Presse, der Genuss von Marihuana mache die Menschen so friedlich - und pazifistisch! -, dass dieses Rauschgift von den Kommunisten dazu benutzt werden könne und auch würde, die Kampfmoral der amerikanischen Armee zu schwächen.
Dies war natürlich eine Kehrtwende um 180 Grad gegenüber dem ursprünglichen Vorwand, wegen dem man das »gewalterzeugende« Marihuana 1937 verboten hatte. Einhellig stimmte der Kongress nun für die Beibehaltung des Marihuana Verbotes und begründete dies mit dem genauen Gegenteil der ursprünglich vorgebrachten Behauptungen.
Es ist interessant und mutet fast absurd an, dass Anslinger und seine treuesten Anhänger - Kongressabgeordnete aus dem Süden und sein bester Freund im Senat, Senator Joseph McCarthy aus Wisconsin, - ab 1948 bei der Verbreitung ihrer Schreckensvisionen von der Presse eifrig unterstützt wurden. Immer wieder war davon die Rede, dass die Kommunisten Marihuana an junge Amerikaner verkauften, um deren Kampfbereitschaft zu untergraben und Amerika in eine Nation von Zombie-Pazifisten zu verwandeln. Natürlich machte man sich in Russland und China über diese Marihuana Hysterie der Amerikaner lustig, so oft sich die Gelegenheit dazu bot - sei es in der Presse oder vor den Vereinten Nationen.
Bedauerlicherweise schenkte die Presse diesem vorgeblichen Zusammenhang zwischen Pot und Pazifismus während der folgenden zehn Jahre so viel Aufmerksamkeit, dass schließlich Russland, China und die kommunistischen Länder des Ostblocks (wo man Cannabis in großen Mengen anbaute) den Marihuana Konsum unter Strafe stellten, weil sie befürchteten, die Kampfbereitschaft ihrer Soldaten könne mit Hilfe dieses Stoffs von den Amerikanern unterwandert werden.
Das war schon merkwürdig, denn in Russland, Osteuropa und China war Cannabis über Jahrhunderte, ja, über Jahrtausende als Arzneimittel, Beruhigungs- und Stärkungs-mittel angebaut und benutzt worden, und niemandem war auch nur der Gedanke gekommen, Marihuana Gesetze zu erlassen.3
Durch einen 1983 verbreiteten Bericht, der sich auf das Gesetz über die Informationsfreiheit (Freedom of Information Act) berief, drang nach 40 Jahren Geheimhaltung an die Öffentlichkeit, dass Anslinger 1942 in ein Geheimkomitee berufen worden war, das dem OSS, Office of Strategie Services, dem Vorläufer des CIA, ein »Wahrheitsserum« beschaffen sollte (Rolling Stone, August 1983).
Die Wahl des ersten Wahrheitsserums der USA fiel auf eine »Honig öl« genannte, sehr reine und fast geschmacklose Sorte des Hasch Öls, das Spionen, Saboteuren, Kriegsgefangenen und anderen im Essen verabreicht werden sollte, damit sie, ohne es zu wissen, »die Wahrheit ausspuckten«.
15 Monate später, 1943, stellte man die Verwendung des Marihuana Extraktes als »erstem Wahrheitsserum der USA« wieder ein, weil man festgestellt hatte, dass er nicht immer den gewünschten Erfolg brachte:
Menschen, die verhört wurden, fingen häufig an zu kichern, lachten die Beamten hysterisch aus, wurden paranoid oder entwickelten einen unstillbaren Heißhunger. Zudem war bekannt geworden, dass die Agenten und Bediensteten des OSS inzwischen das »Honig öl« selbst konsumierten, anstatt es den Spionen zu geben. Im Abschluss Bericht des OSS-Komitees über die Verwendung von Marihuana als Wahrheitsserum ließ Anslinger nichts darüber verlauten, dass die Droge die Gewaltbereitschaft erhöhe! Tatsächlich wurde auf das Gegenteil hingewiesen. OSS und später CIA setzten ihre Suche nach der Wahrheitsdroge fort und prüften in diesem Zusammenhang Drogen wie Psilocybin, Fliegenpilz und LSD auf ihre Eigenschaften.
Über 20 Jahre lang wurden diese Substanzen vom CIA an US Bürgern ohne deren Wissen getestet.
Manche dieser ahnungslosen Versuchspersonen stürzten sich von Gebäuden herunter, weil sie glaubten, verrückt geworden zu sein.
Nachdem unsere Regierung 28 Jahre lang abgestritten hatte, diese Experimente durchgeführt zu haben, gab sie in den 70er Jahren endlich zu, unbeteiligte, nichtsahnende Bürgerinnen und Bürger, Soldaten und Regierungsbeamte ohne deren Zustimmung mit Drogen vollgepumpt zu haben - und das alles natürlich im Namen der nationalen Sicherheit.
Die amerikanischen »Sicherheitsbehörden« bedrohten einzelne Bürger, Familien und Organisationen, die auf diesen Drogenmissbrauch hinwiesen, und von denen einige sogar ins Gefängnis wanderten.
Es dauerte drei Jahrzehnte, bis die Gesellschaft CBS (Columbia Broadcasting System) mit Berufung auf das Informationsfreiheitsgesetz die Machenschaften des CIA - unter anderem in der Sendung »60 Minutes« - entlarvte und ihn dazu zwang, seine Lügen zuzugeben. Am 16. April 1985 entschied jedoch der Oberste Gerichtshof der USA, dass der CIA die Identität der in dieses Trauerspiel verwickelten Personen und Institutionen nicht bekanntgeben müsse.
Der Gerichtsentscheid stellte es dem CIA frei, selbst zu bestimmen, was im Rahmen des Informationsfreiheitsgesetzes veröffentlicht werden musste und was nicht. Die Entscheidung des CIA war vor keinem anderen Gericht anfechtbar.
Übrigens war eines der Hauptziele der Reagan/Bush/ Quayle-Regierung die Aufhebung des Informationsfreiheitsgesetzes.
1948 begann Anslinger mit seiner Zombie-Pazifisten-Marihuana-Hetze, aber fünf bis sieben Jahre lang hatte er in der Presse, bei Konferenzen, Vorträgen und im Kongress den Jazz, die Brutalität und die »Blut Akte« als Argumente für das Hanfverbot benutzt.
Wir wissen heute, dass Anslinger beim Thema Hanf, der als Marihuana diskreditiert wurde, politisch opportune Lügen verbreitete.
Seit über fünfzig Jahren wachsen die Menschen in Amerika mit Anslingers Märchen über dieses Kraut auf und nahm seine abenteuerlichen Thesen verinnerlicht - von der Gewaltbereitschaft, dem Pazifismus bis zum schädlichen Einfluss der Musik. Wir werden nie erfahren, ob das aus wirtschaftlichen oder rassistischen Beweggründen oder gar aus Angst vor der neuen Musiik oder wegen irgendeiner vielschichtigen Hysterie geschah. Aber wir wissen sehr wohl, dass die Informationen, die im Auftrag der US Regierung über den Hanf verbreitet wurden und weiter verbreitet werden, eine bewusste Irreführung waren und sind.
Wie aus den folgenden Kapiteln zu ersehen ist, weisen die empirischen Fakten und die Fülle unwiderlegbarer Beweise darauf hin, dass die Bush/Quayle-Regierung sich mit Hilfe ihrer engen Verbindungen zur Pharmaindustrie (siehe Kasten »Der faule Handel von Bush/Quayle/Lilly«) auf höchster Ebene verschworen hatte, Informationen zurückzuhalten und die Öffentlichkeit falsch zu informieren, was zu dem vermeidbaren und sinnlosen Sterben Tausender von Amerikanerinnen und Amerikanern geführt hat.
Und sie taten dies offenbar, um ihre eigenen Investitionen - und die ihrer Freunde - in der pharmazeutischen Industrie, der Energiewirtschaft und der Papierindustrie zu retten und um der giftproduzierenden Kunststoffindustrie einen aberwitzigen Vorteil gegenüber dem Naturstoff Hanf zu verschaffen und die Profite in Höhe mehrerer Milliarden verschwendet und Millionen Menschenleben zerstört worden. Auch heute noch ist der Einfluss von Hearsts, Anslingers und Du Fonts schamlosen Wirtschaftslügen, bösartigen rassistischen Verleumdungen und bigottem Musikdiktat ungebrochen.
Was mit Cannabis alles zu kurieren ist
Cannabis enthält mindestens 60 Substanzen, die als wirksame Bestandteile von Medikamenten und Naturheilmitteln gelten. Am bekanntesten ist die Substanz THC; der Erfolg einer Cannabistherapie hängt direkt von der THC-Konzentration der verwendeten Pflanzen ab. Die jüngsten Berichte des DEA bilden deshalb genau genommen einen bedeutenden medizinischen Fortschritt. Es ist wirklich unfassbar, dass die Regierung mit eben diesen Berichten für höhere Etats für die Cannabisbekämpfung und schärfere Strafen eintritt.
Vorweg möchte ich allerdings eine Warnung aussprechen. Von ärztlicher Seite wird zu Recht darauf hingewiesen, dass auch Cannabis unangenehme Nebenwirkungen haben kann - wie alle Medikamente. Allerdings reagieren nur wenige Menschen negativ oder allergisch auf Marihuana. Patientinnen mit Herzerkrankungen bilden eine solche Problemgruppe, obwohl Cannabis im Allgemeinen stress abbauend wirkt, die Arterien erweitert und den diastolischen Blutdruck senkt. Vereinzelt können durch die Anwendung von Cannabis erhöhte Herzrhythmen und Angstzustände auftreten; unter diesen Umständen ist unbedingt von der Verwendung abzusehen. Patientinnen mit Bronchialasthma bringt Cannabis gewöhnlich eine spürbare Erleichterung; bei wenigen kann es jedoch eine zusätzliche Reizung auslösen. Für die überwiegende Mehrzahl der Menschen hat sich Cannabis allerdings in vielen hundert therapeutischen Anwendungen als hilfreich erwiesen. Zu diesen An-wendungen zählen:
1.Asthma: Über 15 Millionen Amerikanerinnen leiden unter Asthma. Das Rauchen von Cannabis (also der »unverarbeiteten Droge«, wie es die AMA nennt) könnte über 80 Prozent der Betroffenen helfen und über die Wirkung der gängigen, legalen toxischen Antiasthmatika (darunter das bei Kindern angewandte Theophyline) hinaus die statistische Lebenserwartung aller AstmathikerInnen um insgesamt 30 bis 60 Millionen Jahre verlängern.
„Es ist bekannt, dass ein guter Zug Marihuana einen typischen Asthmaanfall stoppen kann.“ Die Anwendung von Cannabis gegen Asthma lässt sich über Jahrtausende in der Literatur zurückverfolgen. Im vergangenen Jahrhundert wagten es amerikanische Ärzte, in medizinischen Fachzeitschriften zu behaupten, dass unter Asthma leidende Menschen in aller Welt ihr Leben lang den Indischen Hanf »für seine Wohltaten« segnen würden.
Heutzutage wird keinem Menschen in den USA der Erwerb von Cannabis zur Bekämpfung von Asthma gestattet.
2.Grüner Star: In den USA entstehen 14 Prozent aller Fälle von Erblindung durch den grünen Star - einen fortschreitenden Verlust des Sehvermögens durch erhöhten Augeninnendruck. 90 Prozent von den 2 500 000 US-amerikanischen Opfern des grünen Stars wäre mit Cannabis zu helfen; es hat verglichen mit den herkömmlichen Medikamenten zur Reduzierung des Augeninnendrucks die doppelte bis Dreifache Effektivität. Außerdem hat Cannabis keine schädlichen Neben-wirkungen auf Leber und Nieren, und es besteht nicht die Gefahr plötzlicher Todesfälle, wie sie bei den legalen Präparaten der Pharmaindustrie wiederholt aufgetreten sind. Die meisten kalifornischen Augenärztinnen geben den diskreten Rat, sich doch zusätzlich zu den toxischen legalen Medikamenten »auf der Straße« illegales Marihuana zu beschaffen - zumal sich damit die Gefahren der Behandlung erheblich herabsetzen lassen.
3.Tumore: Ein Tumor ist eine Wucherung des Gewebes. Studien am Medical College of Virginia kamen zu dem Ergebnis, dass sich mit Cannabis ungeahnte Erfolge bei der Eindämmung vieler gutartiger Tumore und bösartiger Krebsgeschwülste erzielen lassen.
Das DEA hatte diese Studien im Einvernehmen mit anderen Bundesbehörden in Auftrag gegeben, nachdem Gerüchte über möglicherweise durch Marihuana Konsum her-vorgerufene Schädigungen des Immunsystems laut wurden. Im Jahr 1975 erwiesen sich diese Gerüchte schließlich als gegenstandslos; die Forschungen führten sogar zu einem ganz offenkundigen medizinischen Durchbruch bei der Tumorbehandlung. Daraufhin ordneten das DEA und das National Institute of Health umgehend an, dass allen weitergehenden Forschungsansätzen über die Tumorbehandlung mit Cannabis sowie der Veröffentlichung diesbezüglicher Forschungsberichte unverzüglich die finanziellen Mittel zu entziehen seien.
4.Antibrechmittel(bei Seekrankheit und bei der Chemotherapie von Aids- und Krebskranken): Mit einer Chemotherapie lässt sich der Krankheitsverlauf bei Krebs und Aids günstig beeinflussen; die dabei leider regelmäßig auftretende Übelkeit zählt zu den unangenehmen Nebenwirkungen dieser Behandlungsmethode. »Mit Marihuana lässt sich die Übelkeit während einer Krebs-Chemotherapie unzweifelhaft am besten in den Griff bekommen.« Dieser Ansicht ist jedenfalls Dr. Thomas Unger-lieder, der von 1979 bis 1984 die kalifornischen Studien über die Anwendung von Marihuana bei Krebserkrankungen leitete. Das gleiche gilt selbstverständlich auch für die AIDS-Chemotherapie; selbst bei See- bzw. Luft- oder Fliegerkrankheit lässt sich der nervöse Magen mit Cannabis beruhigen. Die herkömmlichen Antibrechmittel werden von .der Pharmaindustrie in der Regel in Tablettenform auf den Markt gebracht; bei dieser Art der Verabreichung werden sie nicht selten unmittelbar nach der Einnahme wieder erbrochen. Cannabis hingegen wird üblicherweise in Zigaretten gedreht und geraucht; die mit dem Rauch inhalierten Wirkstoffe verbleiben im Körper und können ihre Wirkung selbst dann noch entfalten, wenn das Erbrechen zunächst andauert.
Während der zehn Jahre, in denen in Kalifornien das gesetzlich abgesicherte Compassionate-Marihuana-Programm lief, verhinderte George Deukmejian sowohl als Generalstaatsanwalt wie auch später als Gouverneur praktisch jede Vergabe von Cannabis an sterbende Krebspatientinnen -ohne Rücksicht auf deren Leiden.
John van DeKamp, sein Nachfolger im Amt des Generalstaatsanwaltes, fuhr damit fort, die Patientinnen, die aus medizinischen Gründen Cannabis brauchten, zu quälen und den Marihuana Anbau zu bestrafen. Er sperrte sich dagegen, sich mit der Geschichte medizinischer Cannabis-Anwendungen auch nur zu beschäftigen und lehnte es während einer Talk Show im August 1983 sogar ab, ein Exemplar der Studie Marijuana as Medicine entgegenzunehmen.
5.Epilepsie, multiple Sklerose, Rückenschmerzen und Muskelkrämpfe: Bei 60 Prozent aller Epilepsien zeigt Cannabis eine positive Wirkung. Man kann mit Bestimmtheit sagen, dass es bei sehr vielen(wenn auch nicht allen) Formen der Epilepsie das beste Heilmittel ist; außerdem vermag Cannabis die
nach einem Anfall auftretenden mentalen Traumata zu mildern. Cannabisextrakt wirkt besser als das gemeinhin als Antiepileptikum verschriebene Dilantin, das überdies zu gefährlichen Nebenwirkungen führen kann. Die Medical World News berichteten 1971: »Marihuana (...) ist vermutlich das wirkungsvollste, der Medizin gegenwärtig bekannte Antiepileptikum.«
Die bei Cannabisraucher/innen beobachteten epileptischen Anfälle waren längst nicht so heftig wie die der Patientinnen, die mit herkömmlichen Medikamenten behandelt wurden. Auch bei Menschen, die an multipler Sklerose erkrankt waren, ließ sich nach der Einnahme von Cannabis eine erhebliche Minderung der typischen nervösen Symptome (Muskelschwäche, Zittern) feststellen.
Schließlich ist Cannabis das denkbar beste morphinfreie Antispasmodikum: Als Zigaretten geraucht oder als Kräuterpackung angewandt, zeigt es - etwa bei Schmerzen durch Verspannungen der Rückenmuskulatur - eine her-vorragende entkrampfende Wirkung.
6.Antibiotische/antibakterielle Wirkung: Aus jungen, noch nicht erblühten Pflanzen lassen sich Cannabidiolsäuren (CBD) gewinnen. Diese Stoffe können als Antibiotika - etwa zur Behandlung von Tripper - eingesetzt werden; bei einer 1990 in Florida durchgeführten Studie wurden mit CBDs auch Erfolge bei der Behandlung von Herpes erzielt.
Cannabidiole sind die Säure-Pendants des Tetrahydrocannabinol; der CBD-Gehalt einer Pflanze ist umgekehrt proportional zu ihrem Gehalt an THC. Es dürfte auf diesen Umstand zurückzuführen sein, dass CBD den Prohibitionsaposteln vergleichsweise genehm ist: Schließlich macht es nicht »high«. Bei nahezu allen Erkrankungen und Infektionen, die sich auch mit Teramycin behandeln ließen, zeigten Cannabisderivate in tschechischen Studien der Jahre 1952 bis 1955 wesentlich bessere Ergebnisse. In der ehemaligen CSSR wurden noch 1989 Forschungsberichte über landwirtschaftliche Anbauverfahren von cannabidiolreichem Hanf veröffentlicht.
7.Arthritis, Herpes, zystische Fibrose und Rheumatismus: Cannabis ist ein lokales Analgetikum. Bis zum Jahr 1937 bestanden nahezu sämtliche Hühneraugenpflaster, Senf-pflaster, Muskelsalben und Rheumapackungen in erster Li-nie aus Cannabisauszügen. In Südamerika war es bis in die 60er Jahre üblich, Rheumatismus mit den Blättern und/ oder Blütenspitzen des Hanfs zu behandeln, die in Wasser oder Alkohol erhitzt und anschließend auf die schmerzenden Gelenke gelegt wurden. Diese Art der Kräutermedizin wird in den ländlichen Gebieten von Mexiko, Mittel- und Südamerika sowie bei den südamerikanischen Bewohnern Kaliforniens bis auf den heutigen Tag bei schmerzhaften Gelenkentzündungen gern angewandt.
In einer Studie der University of South Florida konnte 1990 nachgewiesen werden, dass Herpesviren abgetötet werden, wenn sie mit THC in Berührung kommen. Dr. Gerald Lancz, der diese Testreihe durchführte, machte aller-dings darauf aufmerksam, dass sich Herpes nicht durch das Rauchen von Marihuana heilen lasse. Immerhin gibt es eine Reihe (unbestätigter) Berichte, nach denen die örtliche Anwendung einer Paste aus alkoholgetränkten THC-reichen jungen Blattspitzen nach dem Ausbruch von Herpes eine schnellere Austrocknung und Abheilung der befallenen Hautpartien bewirken soll.
8.Reinigung der Lungen und Sekret Lösung: Cannabis ist der beste natürliche Schleimlöser, mit dem sich die Lungen von den durch Smog, Staub und Tabak auf-genommenen Schadstoffen befreien lassen.
Marihuana bewirkt eine deutliche Erweiterung der Bronchien und ermöglicht so eine erhöhte Aufnahme von Sauerstoff. Den gleichen Effekt hat es auf die Bronchiolen, den feinsten Verzweigungen der Bronchien, in denen die Atemluft unmittelbar zu den Lungenbläschen geleitet wird. Damit ist es für 80 Prozent aller betroffenen Menschen das beste bronchialerweiternde Medikament (bei 20 Prozent kommt es mitunter zu geringfügigen Nebenwirkungen).
Vergleichende Statistiken belegen, dass Tabakraucherinnen für gewöhnlich einen besseren Gesundheitszustand aufweisen und eine höhere Lebenserwartung haben, wenn sie gelegentlich und in Maßen Cannabis rauchen.
Millionen Amerikanerinnen haben mittlerweile das Rauchen aufgegeben und ziehen Cannabis dem Tabak vor - keine gute Nachricht für die mächtige Tabaklobby um Senator Jesse Helms und seine Gefolgsleute. Einer Klausel der amerikanischen Tabakgesetze der Jahrhundertwende zufolge darf industriell hergestellter Rauchtabak mit 400 bis 6 000 chemischen Zusatzstoffen versetzt werden. Welche dieser Zusatzstoffe sich in einer gewöhnlichen Zigarette befinden, wird seither geflissentlich verschwiegen; die Öffentlichkeit scheint kein Recht darauf zu haben, dies zu erfahren.
Nicht wenige Sportlerinnen nutzen beim Waldlauf und beim Marathon den lungenreinigenden Effekt von Canna-bis: Eine freie Lunge bedeutet bessere Kondition und größere Ausdauer.
Es ist ganz offensichtlich, dass Cannabis den zu Outlaws gemachten amerikanischen Marihuanaraucher/innen ein oder zwei zusätzliche Lebensjahre schenkt. Sie gehen dafür nur ein paar geringfügige Risiken ein: den Verlust ihrer Freiheit, ihrer Rechte, ihres Eigentums oder ihrer Kinder. Und all das, weil sie sich der sichersten aller Substanzen bedienen: des Cannabis.
9.Schlaf und Entspannung: Cannabis senkt den Blutdruck, erweitert die Arterien und verringert die Körpertemperatur um durchschnittlich 0,5 Grad; auf diese Weise wirkt es stress abbauend. Wer abends Cannabis raucht, erfreut sich in der Regel eines erholsamen Schlafes.
Die meisten Menschen können sich unter dem Einfluss von Cannabis wesentlich tiefer entspannen; verglichen mit den Wirkungen der verschreibungspflichtigen Schlaf-und Einschlafmedikamenten lässt sich bei Cannabis die im Sihl.il höchstmögliche Aktivität der für Entspannungszustände typischen Alpha Wellen feststellen.
Bei den verschreibungspflichtigen Schlafmitteln, den so genannten "legalen, sicheren und nützlichen" Drogen, handelt es sich meist um synthetisch hergestellte Wirkstoffe wahrhaft gefährlicher Pflanzen    etwa Mandragorawurzel (Alraue), Bilsenkraut und Tollkirsche. Und wie wir neuerdings der Presse entnehmen können, bekämpfen Ärzte, Apotheker und die Pharmaindustrie energisch neue Gesetze, durch die die Verwendung dieser oft missbrauchten Sub-stanzen eingeschränkt werden soll.
Im Gegensatz zu Valium verstärkt Cannabis nicht die Wirkung von Alkohol. Man vermutet, dass Cannabis mehr als die Hälfte der Beruhigungsmittel wie Valium, Librium, Thorazine, Stelazine usw. und die meisten Schlafmittel ersetzen könnte.
Dass sich zigtausend Eltern in den vergangenen beiden Jahrzehnten an ihren 11- bis 17jährigen Kindern schuldig gemacht haben, dürfen wir nicht einfach mit Schweigen übergehen: Auf Empfehlung von Elterngruppen, der Regierung und der vom Staat finanzkräftig unterstützten Rehabilitationszentren wurden den Kindern starke Dosen solcher Beruhigungsmittel verabreicht, bloß um sie vom Marihuana Konsum abzubringen.
Keine Frage, dass die Beruhigungsmittel oft den er-wünschten Erfolg zeigten. Die Kinder interessierten sich nicht mehr für Cannabis. Aber sie interessierten sich an-schließend genauso wenig für ihre Lieblingstiere, - und die Chance, dass sie nach einem solchen »Entzug« für den Rest ihres Lebens unter unkontrollierbaren Zitteranfällen leiden, steht eins zu vier.
Hunderte privater Rehabilitationszentren und deren Vorstände setzen trotzdem weiter auf diese Praxis und führen den Medien gegenüber gern die unglaubwürdigen Forschungsberichte des NIDA und des DEA an (vgl. auch Kapitel 16). Aus der Vermarktung ihrer unsinnigen und oben-drein gefährlichen »Marihuana Therapie« für Kinder ziehen sie saftige Profite.
Damit nicht genug: Wer sich nach solchen »behördlich genehmigten Trips« wieder dem Marihuana zuwendet, gilt als »rückfällig«. Dies ist nichts anderes als Gesinnungs-Schnüffelei und der Versuch, den freien Willen eines Individuums zu unterdrücken.
10.Behandlung von Lungenemphysemen: Die medizinische Forschung belegt, dass schon sehr maßvolles Cannabisrauchen den meisten Patientinnen mit Lungenemphysemen - dies sind überdehnte und abgestorbene Arterien der Lunge, zu denen es etwa nach langjähriger chronischer Bronchitis kommt - Linderung bringen würde. Die Lebensqualität von Millionen Betroffener könnte so verbessert, ihre Lebenserwartung erhöht werden.
Die US Regierung und das DLA hatten auch dazu (seit 1976)eine andere Meinung. Ihrer Ansicht nach spricht der Umstand, dass die Anwendung von Cannabis normalerweise mit einem »High« verbunden ist, für ein Verbot dieser Behandlungsmethode. Die Frage, wie viele Lebensjahre gewonnen und Menschenleben gerettet werden könnten, spielt bei ihrer Entscheidung offenbar keine Rolle. Ebenfalls keine Rolle spielt die Tatsache, dass über 60 Millionen Amerikanerinnen bereits Erfahrungen mit Marihuana gemacht haben und dass 25 bis 30 Millionen es regelmäßig zur Entspannung rauchen oder sich damit täglich auf höchst verantwortungsvolle Weise selbst therapieren, ohne dass je auch nur ein einziger Mensch durch eine Überdosis zu Tode gekommen wäre.
Alle Untersuchungen des Sauerstofftransportes im Blutkreislauf weisen darauf hin, dass sich Symptome wie Brust-, Lungen-, Glieder- und Kopfschmerzen und die bei stärkerem Smog häufig auftretende Kurzatmigkeit nach dem Genuss von ein wenig Cannabis für einen ganzen Tag deutlich bessern. (Durch stärkeren Marihuana Konsum wird die Wirkung übrigens nicht gesteigert.)
Dr. Donald Tashkin, der führende Experte der amerika-nischen Regierung auf dem Gebiet der Lungenmedizin, teilte uns im Dezember 1989 mit, dass Cannabisrauchen keinesfalls zu Emphysemen oder der Vergrößerung bereits vorhandener Emphyseme führen kann.
11.Erleichterung bei Stress und Migräne: Das Wichtigste zuerst: Cannabis hilft vorzüglich gegen die Todesursache Nummer eins - den Stress. Für Millionen von Amerikanerinnen wäre es ein sicherer Ersatz für Valium, Librium oder für Alkohol.
Die Wirkung von Cannabis hängt zwar stark von den psychischen und sozialen Voraussetzungen der Konsumenten ab; «die häufigste Reaktion« ist allerdings »ein ruhiger, leicht euphorischer Zustand, in dem die Zeit langsamer zu vergehen scheint und die Empfindung für Licht, Geräusche und Stimmungen gesteigert ist«.
Zwischen der sicheren, heilsamen Wirkung von Marihuana und den Effekten der Benzodiazepine (Valium usw.) ist ein himmelweiter Unterschied. Der Missbrauch dieser Medikamente bildet mit Abstand das größte Drogenproblem Amerikas; diese Beruhigungsmittel führen in den USA häufiger zu Einlieferungen in die Intensivstationen als der gesamte Komplex des Kokain , Morphium   und Heroinmissbrauchs.
Während Tabak die Arterien verstopft, werden sie von Cannabis erweitert. Und weil Migräne aus krampfhaften Verengungen der Arterien bei gleichzeitiger übermäßiger Entspannung der Venen entstehen, lassen die gefäßerweiternden Effekte, mit denen Cannabis auch auf die Hirnhaut einwirkt, einen Migräneanfall für gewöhnlich abklingen.
Eine deutlich sichtbare Nebenwirkung dieser Effekte sind übrigens die sprichwörtlichen roten Augen der Cannabisraucher/lnnen - die Augen sind, funktionell betrachtet, in der Tat »Ausstülpungen« des Gehirns. Darüber hinaus lassen sich bei Cannabis im Gegensatz zu den meisten anderen Drogen und Medikamenten keine weitergehenden Auswirkungen auf das Gefäßsystem nachweisen - abgesehen vielleicht von einer leichten Beschleunigung des Herz-rhythmus zu Beginn des Rausches.
12.Appetitanreger: Den meisten Marihuanakonsument/lnnen dürfte der »Fress-trip« bekannt sein. Diese freilich nicht immer auftretende Stimulation des Appetits macht Cannabis in vielen Fällen zu einem hervorragenden Mittel gegen Anorexie - eine Appetitlosigkeit, die zu lebensbedrohlichen Mangelerscheinungen führen kann.
Hunderttausende Amerikanerinnen leiden unter Anorexie; vornehmlich sind es ältere Menschen oder die Patientinnen von Sanatorien und Krankenhäusern. Der Mehrzahl dieser Menschen könnte mit Cannabis geholfen werden. Und doch verweigert die Regierung ihnen ein gesünderes Leben und zieht es vor, ihre Anti-Cannabispolitik mit Polizeigewalt durchzusetzen.
Der appetitstimulierende Effekt von Cannabis könnte auch das Leben derer verlängern helfen, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs leiden; um länger zu leben, müssen sie besonders viel essen. Das DEA und die Bundesregierung haben allerdings seit 1976 untersagt, Cannabis zur Behandlung dieser Krankheit zu verabreichen. Die Forschungen zu dieser Frage sind ebenfalls blockiert worden.
Zehntausenden Menschen wird so das Recht verweigert, ihr Leben trotz schwerer Krankheit etwas zu normalisieren. Nach dem Buchstaben des Gesetzes bleibt ihnen nur ein Siechtum bis zum Tod.
13.Verringerung des Speichelfluse: Wer jemals Marihuana geraucht hat, kennt die eher unangenehme Begleiterscheinung, nämlich den trockenen Mund. Sogar dieser Effekt ließe sich in der zahnmedizinischen Praxis mit/bar machen.
Die kanadische Zahnärztekammer berichtet über Studien aus den 70er Jahren, wonach Cannabis die speichelreduzierenden Medikamente von Searle & Co. Mit dem hochgiftigen Wirkstoff Probathine ersetzen könnte. Die speichelflusshemmende  Wirkung von Cannabis könnte möglicherweise auch Verwendung bei der Behandlung von Magen-darm-Geschwüren finden.
14.Aids, Depressionen und hunderte weiterer grundsätzlicher medizinischer Anwendungsmöglichkeiten: Der bekannteste Effekt von Cannabis dürfte freilich dessen Stimmungsaufhellende Wirkung, sein: das »High«. Die jamaikanischen Cannabisraucher/lnnen preisen ihr Ganja für verschiedene Wohltaten: Sie können sich tiefer ihrer Meditation hingeben und sich besser konzentrieren, sie erleben ein gesteigertes Wohlgefühl und gewinnen eine positive Lebenseinstellung. Würde Cannabis bei der Behandlung von Auls Kranken eingesetzt, könnte die stimmungsaufhellende, appetitanregende und schlaffördernde Wirkung dieses Naturheilmittels hervorragend den Unterschied zwischen zwei entgegengesetzten Formen des Umgangs mit dieser Krankheit anschaulich machen: „An Aids zu sterben“ oder „mit Aids zu leben“.
Daneben kann Cannabis auch zur Linderung leichter(und mitunter auch schwerer) Schmerzen dienen. Ältere Menschen, die häufig unter Arthritis, Schlaflosigkeit und anderen typischen Alterserkrankungen leiden, könnten mit Cannabis würdevoller und besser leben. Es heißt - und das ist von der medizinischen Forschung zu einem guten Teil belegt -, dass Cannabis in diesem Bereich die beste umfassende Wirkung zeigt: bei der Behandlung von mentalen Verfallserscheinungen alter Menschen, von Senilität und möglicherweise sogar der Alzheimerschen Krankheit; es wirkt dem Nachlassen des Langzeitgedächtnisses entgegen und kann bei einer Vielzahl weiterer Alterssymptome eingesetzt werden.
US-amerikanischen Statistiken zufolge können Menschen, die keinen Alkohol trinken und statt Tabak täglich Marihuana rauchen, ihre Lebenserwartung um 8 bis 25 Jahre steigern. Diese Statistiken sind freilich nicht auf dem neuesten Stand; zurzeit wäre die Durchführung solcher Studien schlicht illegal.
Annehmbare Risiken: Sämtliche US-Ausschüsse und Bundesrichterinnen, die sich eingehend mit dem betreffenden Material beschäftigt hatten, kamen einhellig zu der Überzeugung, dass es sich bei Cannabis um das sicherste aller bekannten Arzneimittel handelt. Bei all seinem therapeutischen Nutzen hat es lediglich eine Nebenwirkung, die allgemein Besorgnis erregte: es macht »high«. Und weil das DEA das unter gar keinen Umständen zulassen will, wird Cannabis ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse von Ärztinnen und Patientinnen verteufelt. Niemand erwartet von unseren Ärztekammern, dass sie Gewaltverbrechen verfolgen. Warum also fühlen sich Polizei und Strafverfolgungsbehörden dazu verpflichtet, gegen die Anwendung eines Naturheilmittels vorzugehen, mit dessen Hilfe viele Menschen ihre gesundheitlichen Probleme in den Griff bekommen könnten?
 Konkurrenz für das Heilmittel: Heroin
(…)Damit sind wir bei einem weiteren Kapitel der Geschichte des Hanfniedergangs angelangt, dem allmählichen Verschwinden der Cannabismedizin, das wie die Verdrängung der Faser- und Nährpflanze Hanf in die Zeit der Industrialisierung fällt. Vom archaischen China über die klassische Antike bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts war Cannabis wegen seiner schmerzstillenden, krampflösenden und antibakteriellen Eigenschaften eine der wichtigsten Heilpflanzen der Menschheit - das Aspirin der Antike. Die Bedeutung des Hanfs als Medizin war mindestens ebenso wichtig wie sein Status als Lieferant von Fasern und Öl. Noch in Zedlers Universallexikon von 1735 sind von vier langen Spalten über den »Hanff« mehr als zwei Drittel den medizinischen Verwendungen gewidmet. Auch in der Enzyklopädie der gesammelten Volksmedizin von Georg Friedrich Most - unter dem Titel »Der Hausarzt« eines der populärsten Bücher des 19. Jahrhunderts - nehmen die Anwendungen des Hanfs einen breiten Raum ein, darunter auch präzise Anweisungen, wie die Pflanze als Rauschmittel und Aphrodisiakum benutzt wird.35
Doch nicht nur in der Volksmedizin und der Selbstmedikamentierung der Bevölkerung spielte Cannabis im 19. Jahr-hundert eine Rolle, auch die offizielle Medizin verordnete Haschisch »als leichtere Arznei (...) in Fällen, wo Opium nicht bekömmlich sein sollte«. Allgemein wurden jedoch Probleme bei der Dosierung beklagt, die sich allerdings durch die Arbeit des schottischen Arztes William O'Shaugnessy erledigten, der für die britische »East India Company« 1839 Cannabistinktur hergestellt und erforscht hatte. Als neues Wundermittel trat der alte Hanf nun zu einem Siegeszug in den europäischen Apotheken an, und die gerade erwachende pharmazeutische Industrie mixte »Indisch-Hanf-Tinktur« in unzählige ihrer Präparate. Der Technologievorsprung, der im Bereich der Faserwirtschaft zur selben Zeit die Baumwolle nach vorn brachte, machte den Hanf, dank O'Shaugnessys potenter Tinktur, nun zu einer der einträglichsten Medizinalpflanzen. Doch dieser »Erfolg« der Pflanze vermochte gegen das drohende Vergessen werden nichts auszurichten. Etwa zur selben Zeit, als mit der Erfindung der Papier- und Baumwollmaschine Half als Nutzpflanze ins Hintertreffen gerät, bahnz sich auch das Ende der Medizinalpflanze Hanf an
1803 hatte der junge Apotheker Friedrich Wilhelm Sertürner den aktiven Wirkstoff des Opiums, Morphin, isoliert und damit Grundstein zur Industrialisierung des Arzneimittelwesens gelegt. Waren bis dahin die Heilmittel auf Anweisung des Arztes in den Apotheken zusammengestellt worden, so wurde für die Herstellung von Pflanzen Alkaloiden nun die fabrikmäßige Herstellung notwendig. Kleine Färbereibetriebe und Apotheken stiegen innerhalb weniger Jahrzehnte zu mächtigen Pharmaunternehmen auf. Die 1827 gegründete Firma Merck & Co. in Darmstadt nahm 1828 die Produktion von Morphin auf, ab 1862 wurde der neu entdeckte Wirkstoff der Coca pflanze, Kokain, kommerziell produziert und ab 1880 auch eine hochpotente Cannabistinktur vertrieben. Das simple und wenig profitable Pflanzenkonzentrat wurde freilich erst ins Programm genommen, als der Pharmazeut Louis Lewin 1879 endgültig nachgewiesen hatte, dass der Merck-Verkaufsrenner Morphin suchtbildend war. Doch die Rolle des Cannabis als milder und nicht suchtbildender Ersatzstoff für das starke Betäubungsmittel Morphin währte nicht allzu lange. Einmal mehr nimmt die Geschichte des Hanfs eine ironische Wendung, denn das neue Mittel, durch welches er um die Jahrhundertwende aus seiner Rolle als Universalmedizin verdrängt wird, ist nichts anderes als der Stoff, zu dem zwangsläufig zu führen dem Hanf später vorgeworfen wird: Heroin.

1898 erklärte der Chefpharmakologe der Firma Bayer auf einem Ärztekongress, das von seiner Firma neu entwickelte Medikament sei als Hustenmedizin zehnmal wirksamer als Codein; das stärkste bis dahin in Hustensäften verwendete Opiat, sei aber zehnmal weniger toxisch. Heroin, so der Bayer-Mann, sei vor allem die Lösung für das wachsende Problem der Morphinabhängigkeit; es sei ungefährlich, erzeuge keinerlei Abhängigkeit und sei bei einer Vielzahl von Krankheitsbildern, einschließlich Darmkoliken von Säuglingen, ausgesprochen wirksam. Die Firma verschickte Tausende von Gratisproben an Ärzte. »Die Nachbestellungen übertrafen alle Erwartungen.«38 1900 startete Bayer eine in der Geschichte der Pharmazie bis dahin bei-spiellose Werbekampagne, in zwölf Sprachen wurde Heroin rund um die Welt als „Vorzügl. Beruhigungsmittel ,von spezifisch hustenstillender Wirkung“ gepriesen. Der phänomenale Erfolg dieser Kampagne pflasterte der Aufstieg der kleinen Elberfelder Farbenfabrik zum Weltkonzern, zusammen mit  einem zweiten Wundermittel, das zwei jähre später auf den Markt gebracht wurde: Aspirin. So verschieden diese beiden Präparate in ihrer Wirkung auch waren, beide waren sie eine Novität im sich entwickelnden Geschäft mit der Gesundheit. Sie sind die ersten Medikamente der Arzneigeschichte, die nicht mehr nach der pflanzlichen Substanz oder der chemischen Zusammensetzung bezeichnet wurden, sondern einen Markennamen bekamen. Gemeinsam ist ihnen aber auch, dass ihre so lautstark beschworenen Indikationen - bei Heroin über 40 und bei Aspirin kaum weniger - bis dahin zu den angestammten Domänen der Cannabismedizin zählten.
Pharmakologisch betrachtet ist das Hanfkraut ein merkwürdiger Zwitter: Es hat sedative und stimulierende Wirkung. Und deshalb wurde es sowohl als krampflösendes Husten- und Beruhigungsmittel wie auch als anregende und schmerzstillende »Kopfwehtablette« verwandt. Sir John Rüssel Reynold, Leibarzt von Queen Victoria, verordnete Cannabistinktur u. a. gegen Husten, asthmatische Zustände, Migräne, Neuralgie, »Krämpfe aller Art« und Schlafstörungen bei älteren Menschen. Charles Dodgson (Lewis Carroll), Mathematiklehrer und Autor von Alice im Wunderland, wurden 1855 von seinem Hausarzt »zur Hebung des allgemeinen Befindens« täglich drei Teelöffel »Indian Soothing Syrup« verschrieben; und bis zu seinem Lebensende 1898 verbrauchte er von der 12prozentigen Hanftinktur regelmäßig ein Fläschchen pro Woche. Hätte der Vater des weißen Kaninchens noch ein paar Jahre länger gelebt, der pharmazeutische Fortschritt hätte ihn wahrscheinlich noch zum Junkie gemacht, denn mit der Jahrhundertwende sind auch die Tage des Hanfs als Universalmedizin und sanftem Morphinersatz gezählt; als solcher fungiert ab 1900 allenthalben der neue, garantiert nicht süchtig machende Bayer-Stoff Heroin.
»Wir haben Drogenprobleme«, so der Pharmakologe Ronald Siegel, »weil wir mit Mutter Natur herumspielen, wir nehmen relativ sichere Medizin, relativ milde Rausch-mittel und verwandeln sie in Gifte.« Der Übergang vom Hanf- zum Heroinhustensaft um die Jahrhundertwende ist ein Beispiel für eine solche Verwandlung. Das Herumspielen an der Mohnpflanze hatte aus dem relativ milden Opium das starke Morphin herausgezogen, das Herumspielen am Morpin bescherte das wiederum vielfach stärkere Heroin. Doch je tiefer die pharmazeutische Forschung in die Details vorstieß, desto heftiger wurde sie zurückgeworfen: Die Morphinsucht war schlimmer als die Opium Abhängigkeit, von der sie heilen sollte, und die »Therapie" Heroin gefährlicher als die Krankheit Morphinismus. Den Profiten der Pharmaindustrie tat diese Beelzebub-Strategie der Teufelsaustreibung genauso wenig Abbruch wie dem naiven Glauben der Wissenschaft, einfach nur immer winzigere Details der Pflanze in ihrer Wirkung künstlich aufzublasen, um so alle Nebenwirkungen auszuschalten. Den Vollzug des vorläufig letzten Schritts konnte die die I.G.Farben 1941 dem Führer melden: Das Methadon war erfunden worden, ein völlig synthetisches Opiat, unabhängig von ausländischen Pflanzenrohstoffen herzustellen, billig, achtmal so stark wie Morphin und - logisch - nicht süchtig machend! Im selben Jahr verschwindet die »Indisch-Hanf-Tinktur« aus dem deutschen Arzneibuch, und in Amerika beeidet einer von Anslingers Medizinern, dass Cannabis »keinerlei therapeutischen Wert« habe. Wie Lammont Du Pont im Bereich der Fasern eine schöne neue petrochemische Plastikwelt ohne Natur halluzinierte, so können die Chemiekonzerne jetzt auch im Pharmabereich von einer synthetischen Arzneimittelwelt ohne Heilpflanzen träumen.
Die Segnungen der pharmazeutischen Industrie in Form von Heroin und Aspirin verdrängten den Hanf mit Beginn des 20. Jahrhunderts von seinem Spitzenplatz als Universalmedizin; dennoch war seine Bedeutung als Heilmittel nach wie vor unbestritten. Seine berauschende Wirkung war zwar allgemein bekannt und spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Creme der französischen Intellektuellen im »Club des Hachichins«. davon geschwärmt hatte, durchaus berüchtigt - ein »Drogenproblem« freilich gab es damit nicht. Die Nutzung des Hanfs als Genussmittel, das als »starker Tobak« oder »Orient« in die Pfeife kam, war vielmehr schon um 1800 in Deutschland eingebürgert. »Rauch nit zuviel Orient, weil dich sonst der Schädel brennt« oder »Misch' nicht Orient und Bier, sonst werden deine Träume wirr« lauten zwei Sprichworte, die Hans-Georg Behr auf Tabakdöschen dieser Zeit entdeckte. Derartige Konsumregeln und »Rauchsprüche« belegen in ihrer Selbstverständlichkeit, in welchem Maß Cannabis -im Zuge der Prohibition heutzutage als »kulturfremd« deklariert - in die Genuss Kultur der Deutschen eingebettet war. Derartige Genüsse waren wohlweislich den Erwachsenen vorbehalten. Wilhelm Busch hat dazu eine Schmunzelbildergeschichte gemacht. Anlass zur Panik, das zeigt aber »die Moral von der Geschieht«, gibt selbst der Haschischmissbrauch nicht: Mit einer Tasse Kaffee sind die bösen Geister schnell vertrieben.
Als Heilpflanze blieb Cannabis für die Apotheken trotz Heroin auch nach 1900 unverzichtbar. Die Versorgung oblag der »Deutschen Hanfbau-Gesellschaft«, die sich nicht nur um die Verbreitung des Faserhanfanbaus, sondern auch um die Sicherstellung der Lieferungen von Medizinalhanf an die Apotheken zu kümmern hatte. Um für die mit dem Ausbruch des Weltkriegs abgeschnittene Versorgung mit Ganja aus Britsich-Indien Ersatz zu schaffen, wurden ab 1917 in der »Versuchsstation für technischen und offizinellen Pflanzenbau GmbH« in Happing bei Rosenheim (Oberbayern) Zuchtversuche mit indischen Drogen-sorten durchgeführt. Bei dieser Studie ging es um die Frage, ob die harzreichen asiatischen Züchtungen, wie allgemein angenommen, bei dauerhaftem Anbau unter hiesigem Klima ihre Wirkung verlieren. Nach sieben Jahren stellten die Hanfforscher das Gegenteil fest: Die Wirkstoffe der indischen Pflanzen waren steil angestiegen und ritten sich auf hohem Niveau stabilisiert. Nach ihren Ausführungen wurde »die Hanfdroge aus eigener Züchtung für noch besser gehalten als die „Sansibar-Ware“, so dass man sich mit ihr als Ersatz für die „echte Droge“ indischer Herkunft damals voll begnügen konnte«. Als in den 30er Jahren wieder einmal die Entdeckung des Rohstoffs Hanf anstand, gab es auch Untersuchungen zur heimischen Haschischherstellung; auch diese Studie kam damals zu dem Schluss, dass die selbstgezüchteten Hanfprodukte den im Handel befindlichen „zum mindesten gleich oder sogar überlegen“ waren: „Die deutschen Forscher bemerkten übereinstimmend, als sich indische Drogensorten und europäischer Hanf in ihren Merkmalen, insbesondere morphologischen, kaum unterscheiden.“ Damit waren einmal mehr und auch für die Heilpflanze bewiesen, was die wissenschaftliche Literatur für die Faserpflanze Cannabis schon länger staunend konstatierte: die bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit des Hanfs an den verschiedensten Klima- und Selektionsbedingungen. Auch im gemäßigten Klima ließ sich die Pflanze erfolgreich auf Harzreichtum züchten, ebenso wie sie im tropischen Klima als harzarmer, langstieliger Faserproduzent wuchs.
Damit war zwar die in der Hanfliteratur immer wieder mit unterschwelligem Rassismus vertretene These vom »nordischen« Hanf als bravem Faserproduzenten und dem südlichen, »orientalischen«, als böser »Rauschgift«-Pflanze widerlegt, doch die Arbeiten von Sabalitschka und Hitzemann wurden nirgends zitiert und erst 1985 durch den Schweizer Hanfforscher Thomas Kessler wieder ausgegraben.
Mit der Herstellung synthetischer Schmerz- und Beruhigungsmittel wie Methadon im Jahre 1941 waren pflanzliche Stoffe überflüssig geworden, auch das im selben Jahr bekannt gewordene »deutsche« Haschisch, das Hitzemann gewonnen hatte. Die Züchtungsforschungen zum Drogenhanf werden nach dem Zweiten Weltkrieg außer in einigen osteuropäischen Ländern weltweit eingestellt. Und auch für den Anbau der Faser- und Ölpflanze interessiert sich wissenschaftlich bald niemand mehr. Die letzte Monographie in deutscher Sprache, Der Flachs- und Hanfanbau von Professor W. Hoffmann, erscheint 1957 im Deutschen Bauernverlag der DDR.
Was »Polamidon«, »Valoren«, »Valium«, »Librium« und Konsorten auf dem Schmerz- und Beruhigungsmittelmarkt erledigen, dafür sorgen »Nylon«, »Perlon«, »Dralon« und Co., auf dem Faser- und Textilmarkt. Mitte der 50er Jahre ist Cannabis als Nutzpflanze und Heilmittel in Deutschland ausgestorben. Doch einmal mehr lässt sich die Pflanze nicht unterkriegen; am 3. März 1954 zählte Die Welt genau nach und titelte: »17340 rauchen Marihuana.« Unter dieser Überschrift hieß es dann: »Neben der Marihuana Zigarette, ist vor allem das Kokain in Westdeutschland verbreitet. Endstation solcher Spaziergänge in ein künstlich erzeugtes „Paradies“ sind fast immer das Zuchthaus, die Irrenanstalt oder der Friedhof.« Fünfzehn Jahre vor der „Haschwelle“ der 60er Jahre wird hier schon die Stoßrichtung festgeklopft, in der sich die Drogendiskussion bis heute bewegt. Die Pflanzendroge Hanf wird mit ungleich stärkeren Chemieprodukten in einen Topf geworfen und seine Benutzerinnen als Kriminelle und Verrückte denunziert. Anslingers Mörderkrautmärchen halten in der Bundesrepublik Fuß gefasst. Und die Prohibition sorgte dafür, dass in Deutschland das gleiche geschah wie in den USA.
Als universeller Rohstoff Nummer eins wurde der Hanf nachhaltig unterdrückt, als illegale Droge aber nahm er einen phänomenalen Aufschwung. Aus den 17000, die 1954 kifften waren 15 Jahre später 1,7 Millionen geworden; bis heute hat sich die Zahl nochmals verdoppelt, auf 3,5 Millionen, wie das BKA schätzt. Ihr geschätzter Jahresverbrauch von 150-200 Tonnen ergibt bei einem Kleinverkauf Preis von 10-15 Mark pro Gramm einen Schwarzmarktumsatz von über 2 Milliarden Mark pro Jahr. Hanf ist damit das einträglichste Agrarprodukt hierzulande. In den USA wurde er 1985 sogar schon wieder zur profitabelsten einheimischen Nutzpflanze gekürt: Mit einem geschätzten Jahresumsatz von 18,5 Milliarden Dollar lag illegal angebautes Marihuana vor dem legal angebauten Mais.
Dass sich der Paria der Nutzpflanzen zum Schwarzmarkt-könig der Agrarprodukte entwickeln konnte, verdankte er vor allem der »Protestgeneration« der 60er, jenem »Haufen verlotterter, schmuddeliger Gestalten, die sich gewöhnlich nur durch das bessere Milieu, aus dem sie kommen, vom Landstreicher unterscheiden und die vor allem eines miteinander verbindet: dass sie nichts mehr hassen als Arbeit. Dass sich die Zeitungen und Illustrierten dieser Gammler- und Hippiefiguren liebevoll annehmen und jede ihrer - diffizilen - Seelenregungen mit epischer Breite auf-zeichnen, ändert nichts an der Tatsache, dass es diese Typen zu allen Zeiten und bei allen Völkern gegeben hat, ohne dass man es jemals für notwendig hielt, ihnen Beachtung zu schenken. Trotzdem verdienen sie unsere Aufmerksamkeit, aber lediglich als mögliche Infektionsherde für andere Jugendliche. (...) Wesentlich ist, dass auch die Justiz in einem Gammler, der 10 g Haschisch veräußert, einen gefährlichen Rechtsbrecher sieht (...).«
Soweit ein Porträt dieser Generation aus der Feder des BKA-Direktors Günter Labitzke; der Text wurde für die Entwicklung des Betäubungsmittelgesetzes 1971 als »essentielles Gutachten« und für die Neufassung 1981 »als immer noch richtungweisend« bezeichnet.46 Die verlotterten Hippies und Studenten brachen nicht nur bei der Wahl ihrer Rauschmittel mit den Konventionen der Zeit, auch politisch und sozial entdeckten sie neue Werte - und setzten eine Kulturrevolution in Gang. Ein neuer Lebensstil entwickelte sich, neue Musik, ein neues Bild der Frau, der Partnerschaft, der (Groß-)Familie, eine neue Wahrnehmung der Natur, - und Cannabis, anfangs noch Mythos und Geheimtipp für Eingeweihte, wird als Rauschmittel zur Alltagsdroge dieser Kultur. „Die Drogen langweilen uns mit ihrem Paradies. Lieber sollen sie uns ein wenig Wissen hergeben. Wir leben in keinem Jahrhundert für Paradiese. Die Beziehungen zum Unterbewussten vermehren, darauf kommt es an“, hatte der Schriftsteller Henri Michaux geschrieben, und eben diese Eigenschaft - Selbsterkenntnis, Sensibilität und Wahrnehmungsfähigkeit, Bewusstseinserweiterung -sprachen die Hippies dem Hanf zu. Er galt als »entkonditionierende« Droge, die die Überwindung überkommener Denkschablonen und der vom »System« manipulierten Alltagserfahrungen und Gewohnheiten erleichterte. In ihrer Grundhaltung entsprach diese Generation ziemlich genau dem, was Baudelaire hundert Jahre zuvor vom Haschisch behauptet hatte, dass es »weder Krieger noch Bürger« produziere, - Gewaltlosigkeit und Befreiung vom Spießertum lauteten die Essentials der neuen Bewegung. Und Hanfdampf war in allen Gassen.
So wie der Kaffee bei seiner Einführung in Europa im 18. Jahrhundert vom Feudalsystem als »Getränk der Demokratie« verfolgt worden war - der Fürst von Waldeck setzte 1775 für die Denunziation von Kaffeetrinkern einen durchschnittlichen Monatslohn als Belohnung aus -, geriet der Hanf nun als radikaldemokratischer Aufruhr- und Unruhestifter ins staatliche Visier. Und wie seinerzeit im »Kampf gegen den Kaffee« erscheint eine Flut medizinischer und politischer Propagandaschriften, die vor der neuen Droge warnen. Während in den Bibliotheken unter dem Stichwort »Hanf« seit den 30er Jahren kaum Neuerwerbungen zu verzeichnen waren, füllt die Hanfliteratur von 1965 an mit atemberaubender Geschwindigkeit ganze Regale; eine inzwischen längst überholte Bibliographie aus den 80er Jahren verzeichnet 16 000 Arbeiten über Cannabis, auch dies wahrscheinlich ein Rekord im Pflanzenreich. Keine einzige dieser Studien ist indessen der Nutzpflanze Hanf gewidmet, sie alle beziehen sich einzig und allein auf die Droge Marihuana, und die überwiegende Mehrzahl hat nur eines im Sinn: die Gefährlichkeit des Hanfs ins rechte Licht zu rücken. Hans-Georg Behr, der sechs laufende Meter Druckwerke und 32 Kilo Fotokopien wissenschaftlicher Hanfliteratur durchforstet hat, kam zu dem deprimierenden Schluss, dass wissenschaftliche Objektivität wohl »nicht immer möglich« gewesen sei, weil die Wissenschaft als Kostgänger politischer Instanzen lebt und »die meisten Publikationen von Stellen gefördert werden, die mittelbar oder unmittelbar gegen Cannabis tätig sind«. Dass es der gute alte Hanf war, um den es in diesem Wust zweifelhafter Literatur und einer noch zweifelhafteren Hysterie in den
Medien ging, war im Wirbel der ersten »Rauschgift«-Debatte Ende der 60er Jahre schon in Vergessenheit geraten. Selbst seine Verteidiger - die Jugend der Woodstock- und APO-Generation - wussten nicht, was sie auf den »Legalize it!«-Fahnen vor sich hertrugen; es war nicht nur »ihre« sanfte und inspirierende Droge, es war viel, viel mehr: die nützlichste Pflanze der Welt.
(Quelle: "Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf" von Jack Herer, 1985)

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