Dienstag, 21. Februar 2012

Gesperrte Satirekonten:Twitter sperrt Sarkozy-Satire aus

Von Ole Reißmann 
Parodie und Kritik unerwünscht: Twitter hat mehrere Accounts gesperrt, die den Wahlkampf von Nicolas Sarkozy aufs Korn nahmen. Bürgerrechtler sprechen von Zensur, oder Sarkocensure.
 Nicolas Sarkozy möchte Präsident bleiben. Der französische Staatschef hat am Wochenende in Marseille seinen Wahlkampf gestartet und präsentiert sich als starker Mann des Volkes - auch im Internet, mit moderner Website und offiziellen Profilen bei Facebook, Foursquare und Twitter.
Parallel dazu sperrte Twitter über das Wochenende fünf Konten, auf denen sich über Sarkozy lustig gemacht wurde. Das berichtet die Bürgerrechtsorganisation Internet sans Frontières. Getroffen hat es unter anderem @_NicolasSarkozy. Der Account soll seit September 2010 von der Satireseite Kaboul.fr genutzt worden sein und sei klar als Parodie zu erkennen gewesen.
Am Donnerstag, einen Tag nach dem offiziellen Twitter-Debüt von Nicolas Sarkozy, wurde das Satirekonto vorläufig abgeschaltet. Der angebliche Verstoß: "non-parody impersonation", eine Parodie, die nicht als solche zu erkennen sein soll. So heißt es in der Mitteilung, die Twitter an die Betreiber verschickt haben soll. Der Account sei gemeldet worden, man habe 48 Stunden Zeit, ihn regelkonform anzupassen.
 Vier andere gesperrte Accounts jüngeren Datums (@fortefrance, @mafranceforte sowie @SarkozyCaSuffit und der neuerliche Versuch @SarkozyCestFini) sollen Sarkozy offen kritisiert haben. Nachdem sie Twitter gemeldet wurden, sperrte das Unternehmen diese Accounts. Am Montag waren sie nicht erreichbar. Das Vorgehen des Unternehmens kritisierte Internet sans Frontières als politische Zensur. Auf Twitter beschweren sich Nutzer unter dem Schlagwort #Sarkocensure über die Account-Suspendierung.
Wer die Accounts bei Twitter angeschwärzt hat, ist bisher unklar. Anfragen an die Agentur, die den Internetwahlkampf für Sarkozy gestaltet hat, und das Wahlkampfbüro blieben zunächst unbeantwortet. Die Twitter-Regeln legen allerdings nahe, dass die Meldung von offizieller Seite kommt.
 Twitter-Sprecherin Rachel Bremer wollte sich auf Anfrage nicht zu einzelnen Accounts äußern. Suspendiert werde, wer gegen die Nutzungsbedingungen verstoße, man dürfe sich nicht als eine andere Person ausgeben. Eine Parodie ist erlaubt, wenn schon der Nutzername klar macht, dass der Nachgeahmte nicht selbst dahinter steckt. Twitter schlägt dafür die Worte "not", "fake" oder "fan" vor. Gleiches gilt für den angezeigten Namen. Auch das Profil muss klar machen, dass es sich um eine Parodie handelt - und schließlich darf nicht im Gespräch mit anderen so getan werden, als handele es sich um eine echte Person.
Was als Satire eigentlich erlaubt ist, kann auf Twitter schnell zur Sperrung des Accounts führen.
Dass Nicolas Sarkozy Wert auf seine Online-Reputation legt, sei kein Geheimnis, berichtet ReadWriteWeb. Vergangenen Sommer seien insgesamt 29 Twitter-Accounts der Klatsch-Internetseite Mixbeat gesperrt worden, offenbar nachdem der Betreiber Gerüchte über die Schwangerschaft von Sarkozys Ehefrau Carla Bruni veröffentlicht hatte.
( http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,816371,00.html)
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Weiteres zum Thema Sarkozy-Wahlkampf:
The intelligence/Wurde Sarkozys Wahlkampagne von Gaddafi finanziert?
N-24/Gaddafi-Clan behauptet:Lybien hat Sarkozys Wahlkampf bezahlt

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