Dienstag, 28. Februar 2012

Darknet & ACTA

Darknet-Die Ghettos des Internets
Es gibt eine Welt im Internet, die doppelt so groß ist wie das von Google und Co. erfasste Web. Kriminalexperten bezeichnen die sogenannten Darknets mittlerweile als größtem Tatort der Welt. Tatsächlich gibt es hier Tausende Foren und Ordner, in denen Waffen gehandelt, Drogen verkauft und Kinderpornos getauscht werden. Wer sich hier einloggt, macht dies auf eigene Gefahr - und die ist nicht zu unterschätzen…
Die ersten Schritte in der Unterwelt des Internets sind verstörend und faszinierend zugleich. Die Darknets befinden sich im sogenannten Deep Web. Und das besteht vor allem aus Datensätzen, die nicht von Suchmaschinen erfasst werden können oder zurückverfolgbar sind. IP-Adressen können hier nicht gespeichert werden. Eine Art rechtsfreier Raum, fast ohne staatliche Kontrolle, nur betretbar mit einer zuvor heruntergeladenen Software. Hat man diese installiert, kann man nach nur wenigen Klicks vollkommen anonym in die Unterwelt des Internets abtauchen. Eine Welt fernab von Google, YouTube und Face-book, die doppelt so groß ist wie das sichtbare Netz. Wiki-Leaks und Anonymous tauschen hier Informationen aus, Menschenrechtsaktivisten, Agenten und Wissenschaftler kommunizieren untereinander, aber auch Pädophile, Waffendealer und Drogenhändler nutzen die geheimen Foren für ihre Geschäfte. „Die Darknets sind wie Gettos in den südamerikanischen Metropolen. Sie sind zu verwinkelt, zu abgeschottet und zu groß, um sie zu kontrollieren", erklärt Bernd Carstensen vom Bund Deutscher Kriminalbeamter.
Der Schlüssel zur Unterwelt ist eine Software, die man im Netz frei downloaden kann
In den Darknets gibt es weder leuchtende Werbebanner noch aufwendige Seitenlayouts. Vor dem User bauen sich lediglich unzählige Ordner und Verzeichnisdienste auf. Die Adressen haben keine richtigen Namen, ihre URLs bestehen aus kryptischen Buchstaben-Zahlen-Kombinationen. Die Navigation ist unübersichtlich, die Verbindung extrem langsam. Alles wirkt so, als sei es Ende der 1980er programmiert worden.
Eine der wichtigsten Seiten im Deep Web ist das sogenannte Onionland. Über diese Adresse gelangt man zu Tausenden Foren und Ordnern. Und mit jedem Klick taucht man tiefer in die Darknets ein: Drogen- und Waffen-lieferungen innerhalb weniger Tage, Auftragskiller, die ihre Dienste anbieten, Kreditkartendaten-Dealer, Nazi-Foren, die zum Völkermord aufrufen - im Deep Web gibt es keine Grenzen, keine Gesetze. Gezahlt wird mit sogenannten Paysafecards, die es an fast jeder Tankstelle zu kaufen gibt, oder mit Bitcoins, einer digitalen Währung, die zwar nur schwer zurückzuverfolgen ist, jedoch einen realen Wechselkurs zum Dollar und damit auch einen Wert hat. Anonymität ist hier die oberste Prämisse. „Nirgendwo sonst hinterlassen Kriminelle so viele Spuren wie im Internet," erklärt Bernd Carstensen. Das macht diesen Ort zum größten Tatort der Welt. Das Problem ist nur: In der Unterwelt des World Wide Web ist die Spurensuche wesentlich komplizierter als auf den öffentlichen Seiten des Netzes. Grund dafür sind die Größe und die Vitalität der Darknets und seiner User. Zu schnell werden
Foren gelöscht und woanders unter anderem Namen wie- der .eröffnet, zu oft ändern sich die Zugangsmechanismen, zu aufwendig ist das Zurückverfolgen der einzelnen Datensätze. Dennoch konnte im Oktober 2011 ein großer Schlag gegen eine der größten illegalen Plattformen verbucht werden - Lolita City wurde gehackt. Jedoch nicht von der Polizei oder Geheimdiensten, sondern von einer Internetspezialeinheit...
“…Wir werden euch kriegen und eure Namen in der ganzen Welt verbreiten!“
Der Zugriff erfolgt mit Ankündigung: „Wir sind eine Legion. Wir vergeben nicht. Wir vergessen nicht. Erwartet uns. Wir werden euch kriegen und eure Namen in der Welt verbreiten", lautet die Botschaft der Spezialeinheit. Ihr Name: Anonymous, eine Art Internet-Guerillatruppe. Kurz darauf ist es tatsächlich so weit. Am 18. Oktober 2011 wird im Internet eine Liste veröffentlicht, auf der die Daten von rund 1600 vermeintlichen Pädophilen stehen. Sie zeigt Screen Names, manchmal den mutmaßlichen realen Namen, Alter, Geschlecht, außerdem bei einigen auch die IP-Adresse, die Postanschrift, den Skype-Namen sowie in mehreren Fällen auch die Zugehörigkeit zu Vergewaltigungs-Foren. Es ist eine Liste von Lolita City - einem Darknet-Forum für Pädophile, die hier jahrelang einen Kinderpornohandel betrieben haben. Die Gruppe Anonymous hat sich zum Ziel gesetzt, Kinderschänder und Pädophile aus der digitalen Unterwelt zu verbannen. Dennoch: „Darauf zu hoffen, dass sich das Deep Web selbst von innen reguliert, ist naiv", sagt Carstensen. Dafür gibt es hier einfach zu viele schwarze Schafe und zu viele dunkle Ecken, in denen man sich verstecken kann.
Die 7 wichtigsten Fragen zur digitalen Unterwelt
Was darf ich in Foren schreiben?
Für Kommentare in der digitalen Welt gilt das gleiche Recht wie in der realen Welt: Beleidigungen, Verleumdungen, Bedrohungen und jugendgefährdende Inhalte sind strafbar. Der Administrator bzw. Moderator eines Forums kann für Einträge in der Regel nicht belangt werden, jeder ist für das verantwortlich, was er schreibt. Wird der Administrator jedoch darauf hingewiesen, dass eine Selbstmordankündigung vorliegt, ist er dazu verpflichtet, den Vorfall der Polizei zu melden.
Was tun, wenn ein User seinen Selbstmord ankündigt?
Sobald man eine Selbstmordankündigung im Internet liest, sollte man, wenn möglich, zunächst prüfen, ob es sich dabei um einen geschmacklosen Scherz handelt. Ist dies, wie in vielen Fällen, nicht zu klären, sollte man umgehend die Polizei einschalten. Beleidigungen, Verleumdungen und Anleitungen für selbstgefährdendes Verhalten sollten umgehend beim Administrator gemeldet werden. Reagiert dieser nicht, muss man auch hier die Polizei einschalten.
Wie findet man einen User in der realen Welt?
Jedes Forenmitglied hat eine sogenannte IP-Adresse (Internet-Protokoll-Adresse). Sie wird Geräten zugewiesen, die an das Netz angebunden sind, und macht die Geräte adressierbar und damit erreichbar. Die IP-Adresse wechselt bei jeder Anmeldung, es sei denn, man hat einen Internetanschluss über Kabel (15 Prozent der User in Deutschland). Ermittlungsbehörden können über die IP-Adresse den Inhaber des Internetanschlusses feststellen.
Warum ist es schwer, Täter ausfindig zu machen?
Um die Identität eines Internetnutzers herauszufinden, muss die IP-Adresse gespeichert worden sein, was oft nicht der Fall ist. Hinzu kommt, dass der Inhaber des Internetanschlusses nicht der User sein muss, der den entsprechenden Beitrag eingestellt hat (z.B. im Fall von Internetcafes und Internetzugriffen via Handy). Das größte Problem besteht darin, dass Forenbetreiber oder gehostete Seiten oft im Ausland angesiedelt und somit juristisch schwer bis nicht erreichbar sind.
Wie mache ich mich im Internet unsichtbar?
Um das Deep Web zu erkunden, benötigt man eine spezielle Software. Hierfür muss man sich ein sogenanntes Browser-Plugin für ein Anonymisierungsprotokoll herunterladen. Dadurch werden aus den Internetadressen alphanumerische Codes, die IP-Adresse wird gelöscht. Dennoch können einige Hacker mithilfe von Viren, die sie beim aktiven User auf den Rechner schleusen, auf die Daten des Users zugreifen. Es ist jedoch um ein Vielfaches schwieriger als im öffentlichen Netz.
Wie wird im Deep Web bezahlt?
Drogen, Waffen, Kinderpornos - im Deep Web werden jeden Tag Tausende illegale Waren gehandelt. Um diese anonym zu erwerben, werden sie statt mit der Kreditkarte z.B. mit einer Paysafecard bezahlt. Diese bekommt man an vielen Tankstellen, sie hat ein Guthaben in Höhe von bis zu 100 Euro, das in Form einer 16-stelligen PIN ausgehändigt wird. Diese PIN wird beim Bezahlvorgang im Internet angegeben. Man kann bis zu zehn Paysafecards gleichzeitig zum Bezahlen benutzen.
Ab wann mache ich mich strafbar?
Man muss nicht unbedingt Inhalte up- oder downloaden, um sich strafbar zu machen. Bereits das Besuchen bestimmter Seiten und das Anschauen der Bilder im Browser, z.B. von einer Kinderpornoseite, sind strafbar. Selbstverständlich ist zudem sämtlicher Handel illegaler Waren verboten, auch wenn dieser im Deep Web schwer zurückzuverfolgen und nachweisbar ist. Nicht zuletzt gilt generell die gleiche Gesetzgebung wie bei Foren und wie in unserem Alltag (s. Punkt 1).
(Quelle: Welt der Wunder 12/11)
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 ACTA:
(Anti-Counterfeiting Trade Agreement)

 Was ACTA wirklich bedeutet -- droht jetzt die Netzzensur?





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