Donnerstag, 24. November 2011

Deutschland droht Bondcrash

Falls Berlin den Eurobonds zustimmt kommt es unweigerlich zu einem Crash bei Bundesanleihen mit katastrophalen Folgen. Die Zinslast Deutschlands würde sich mit einem Schlag wahrscheinlich mehr als verdoppeln. Ob damit die Probleme in der Eurozone beseitigt sind, ist zweifelhaft - aber neue Probleme sind programmiert. Eurobonds bedeutet Zwangsenteignung deutschen Sparvermögens.

von Michael Mross
Bisher blieb Deutschland standhaft. Doch die Zeichen mehren sich, dass Berlin nachgibt. Angeblich wird in der Koalition schon heimlich besprochen, unter welchen Umständen man doch vom kategorischen „No“ zu Eurobonds abweichen könne. Unter Insidern steht schon längst fest: Am Ende kommen die Gemeinschaftsbonds doch. Brüssel will es so.

Doch Eurobonds sind ein Spiel mit dem Feuer. Schon im Vorfeld der Einführung der Gemeinschaftsanleihen wird es zu einem Anleihen-Crash bei deutschen Bonds kommen. Die Zinsen dürften sich mehr als verdoppeln, deutsche Anleihen werden entsprechend abgewertet. Das bedeutet: Deutsches Sparvermögen, Altersvorsorge, Renten wird auf einen Schlag vernichtet.


Versicherungen Pleite
Besonders betroffen auch die Versicherungsbranche, welche in letzter Zeit statt Südstaaten-Ramsch eher auf vermeintliche Nord-Staaten-Bonität setzte. Wenn deutsche Anleihen crashen, hat die gesamte Versicherungsbranche ein existenzielles Problem. Die Renditeversprechen können nicht mehr eingehalten werden, der Branche droht die Pleite.


Banken am Abgrund
Eine Abwertung deutscher Bonds würde nicht zuletzt auch die Banken treffen, welche gerade Bereinigungsprozesse im Hinblick auf PIGS-Bonds hinter sich haben. Die Finanzinstitute können dann auf deutsche Bonds Abschreibungen in Höhe von 10-30% vornehmen. Das dürfte keine Bank überleben.


Zinslast Deutschlands explodiert
Für die 1,1 Billionen offizieller Schulden zahlt Deutschland derzeit rund 37 Milliarden Zinsen im Jahr. Würden die Zinsen auf rund 4% steigen, bedeutet dies, dass sich die Zinslast verdoppelt. Deutschland müsste dann mindestens 74 Milliarden Zinsen pro Jahr zahlen – entsprechend mehr, falls die Zinsen höher gehen. Dies bedeutet Steuererhöhungen, Vermögensabgaben, Zwangsmaßnahmen.


Vertrauen erodiert

Es ist naiv anzunehmen, dass Eurobonds von der Kapitalwelt euphorisch akzeptiert werden. Es stimmt zwar, dass es der größte Bondmarkt der Welt ist. Doch die Angriffe seitens der Ratingagenturen werden weiter gehen. Spätestens bei einem Downgrade Frankreichs explodieren auch die Zinsen für Eurobonds.


Verteilungsprobleme
Wer bestimmt am Ende, wer wie viel erhält? Es dürfte hier zu erheblichen Streitigkeiten kommen, wie die Einnahmen umverteilt werden. Kapitalistische und marktwirtschaftliche Prinzipien werden völlig aus Kraft gesetzt. Stattdessen entscheidet eine Kommission und entwirft Planvorgaben. Das erinnert fatalerweise an Zeiten des sozialistischen Ostblocks. Möglicherweise herrscht auch das Prinzip: Wer am lautesten schreit, erhält das meiste. Der Zank in der Eurozone dürfte damit neue Höhepunkte erleben.


Demokratie-Defizite
Eurobonds ohne Wirtschaftsregierung funktionieren nicht. Doch diese Wirtschaftsregierung ist von der Mehrheit der Euro-Zonen-Länder nicht gewollt. Ausschüsse, Kommissionen, geheime Planungszirkel bestimmen künftig an den Parlamenten vorbei, was mit dem Geld geschieht. Das werden sich die Menschen, welche das Geld über ihre Steuern erarbeiten, nicht gefallen lassen.


Fazit:
Auch wenn der Ruf nach Eurobonds immer lauter wird (gerade auch innerhalb der Finanzcommunity) – sie bedeuten keine Lösung des Schuldenproblems. Auch mit Eurobonds lösen sich Schulden nicht im Nichts auf. Eurobonds könnten am Ende das Problem sogar noch verschärfen. Sie ermuntern die Empfängerländer nicht, diszipliniert zu haushalten sondern provozieren Moral Hazard. – Auch mit Eurobonds ist das Ende programmiert: Spätestens wenn die Zinsen dieser Gemeinschaftsanleihen in Richtung 5% tendieren droht der Eurozone das Aus. Das Resultat wäre, dass dann auch wirtschaftlich gesunde Staaten ruiniert sind.
(Quelle: http://www.mmnews.de)

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