Freitag, 21. Oktober 2011

Resümee: Muammar a-Gaddafi - Hintergründe

(Quelle: http://www.infokriegernews.de/wordpress/2011/10/21/resumee-muammar-a-gaddafi-hintergrunde/)Von Cheffe | 21.Oktober 2011
1969 begann die Herrschaft des Revolutionärs Gaddaffi. Mit einem unblutigem Militärputsch stürzte er den damaligen König Idris und rief die lybisch-arabische Republik aus. Der charismatische Revoluzer wollte ein neues und besseres System etablieren, wozu er 1975 das grüne Buch veröffentlichte. Bereits damals weigerte sich Gaddafi, sein Land und seine Bürger durch internationale Wirtschaftskartelle ausplündern zu lassen und bekam so sehr schnell sein Fett als gnadenloser Diktator weg. Ihm wurde auch unterstellt, den internationalen Terreorismus zu unterstützen, wobei sich mittlerweile die meisten Vorwürfe als Lügen und haltlos herausstellten.

Gestern überschlugen sich die “Experten” im Fernsehen mit der Aussage, Gaddafi sei völlig realitätsfremd gewesen und hier möchte ich feststellen, diese Aussage stimmt leider. Er hatte tatsächlich geglaubt, er könne sein Land vor der Plünderung der Konglomerate schützen und einigen afrikanischen Staaten die Unabhängigkeit von IWF und Weltbank bringen, das war wirklich realitätsfremd. Der irre Diktator, zu dem man ihn nun in den Medien stilisieren will, war er meiner Ansicht nach jedoch nicht. In den folgenden Absätzen möchte ich darstellen, was meiner Ansicht nach zu seinem Sturz geführt hat.

Great-Man-Made-River-Projekt

Das Great-Man-Made-River-Projekt (GMMRP oder GMMR) in Libyen ist das weltweit größte Trinkwasser-Pipeline-Projekt zur besseren Wasserversorgung der Bevölkerung und der Landwirtschaft.
In übermannsgroßen Rohren wird fossiles Grundwasser aus tief liegenden Speichergesteinen (Kufra-Becken, Sirt-Becken, Murzuk-Becken, Hamadah-Becken und Jufrah-Becken) der Wüste Sahara in Richtung der libyschen Küste geleitet und versorgt bereits seit einigen Jahren die beiden Großstädte Tripolis (seit 1996) und Benghasi sowie die gesamte Küstenregion mit Wasser. Die Pipeline verläuft parallel zu großen Teilen der Küste Libyens und transportiert täglich mehr als 6 Mio. m³ Trinkwasser. Die Wasser- und die damit verbundene Lebensqualität hat sich seitdem dort erheblich verbessert.
Die angezapften Reservoire haben heute keine Zuflüsse mehr, es handelt sich bei diesem Wasser also nicht um eine erneuerbare Ressource. Wie lange die Wasserreserven ausreichen werden, ist strittig. Nach Kalkulationen der libyschen Regierung reicht die fossile Wassermenge mindestens noch 4000 bis 5000 Jahre. Optimistische Schätzungen sprechen von bis zu 250 Jahren, internationale Experten dagegen von 30 bis 50 Jahren bei maximaler Fördermenge.[1]
Gaddafi war auf dem Weg nicht nur Libyen zu einer grünen Oase zu machen und somit die Ausbeutung mittels Hilfslieferungen zu unterbinden. Ein Nordafrika, welches sich selbst versorgen könnte, ist die Horrorvorstellung einiger Organisationen und Konglomerate. Lassen sich doch heute wunderbar ein paar Sack Mais oder Reis gegen Diamanten, Öl und andere Bodenschätze eintauschen. Hungernde Menschen lassen sich nahezu perfekt kontrollieren. Mit welchem Recht, selbst wenn das Wasser nur wenige hundert Jahre reichen würde, mischen sich hier Industrienationen ein? Doch es gibt weitere wichtige Punkte.

Libyan Investment Authority und LAAICO

Dieser vom Gaddafi-Clan kontrollierte libysche Fond hat bis 2009 über 65 Milliarden US-Dollar in Projekte investiert. Die LIA hält acht Milliarden in Aktien bei 107 Firmen. 65 Prozent dieser Investitionen sind in Nordafrika angelegt, 20 Prozent in Asien und 15 Prozent in Europa, Nord- und Südamerika. Das Geld steckt in Banken, Zeitungen, Sportvereinen, Energiekonzernen, Telekommunikations- und Automobilfirmen, Rüstungsindustrie, Minengesellschaften, Immobiliengesellschaften und dem Tourismussektor.
[...]
2009 hatte der Fond nur 22 Prozent seines Besitzes langfristig investiert, 39,81 Milliarden hielt er in Bar oder kurzfristigen Finanzinstrumenten. Generaldirektor Layas gab laut einem Geheimbericht des US-Botschafters Gene Cretz vom 28. Januar 2010 an, der Fonds verfüge über 32 Milliarden US-Dollar liquider Mittel, „vor allem in Bankdepots, die uns gute Langzeitrenditen geben“. Mehrere US-Banken verwalteten demnach jeweils 300-500 Millionen US-Dollar. Der Hauptteil der Investitionen steckt allerdings in Londoner Banken und Immobilien. Bei folgenden Banken und Private Equity Firmen hat die LIA Konten.

  • Goldman Sachs
  • JP Morgan
  • Fortis
  • Export-Import Bank of the United States
  • Citigroup
  • Carlyle Group
  • Blackstone
  • Unicredit
  • FM Capital Partners
  • Boston Generating LLC
  • [2]

Da waren Sie schon wieder unsere üblichen Verdächtigen. Libyen war dabei, mit entsprechenden Investments anderen afrikanischen Ländern die Unabhängigkeit von mörderischen Krediten durch IWF und Weltbank zu bringen. Damit spuckte Gaddafi dem plündernden Mob ein weiteres Mal in die Suppe und auch das dürfte einen erheblichen Anteil an seiner geringen Popularität unter den entsprechenden Führungskräften gefördert haben.
Nachdem das Vermögen von Mubarak eingefrohren wurde, soll Gaddafi sich entschlossen haben die Liquiden Mittel einzufordern, was bei der Liste oben zu erheblichen Verwerfungen geführt hätte im Finanzsektor.

Der Golddinar als Zahlungsmittel für Öl

Gaddafi der das Öl nicht durch Firmen wie Exxo-Mobile oder andere Konzerne ausbeuten ließ, wollte sich sein Öl in Zukunft durch den Golddinar bezahlen lassen. Bereits der Irak und auch der Iran hatten ähnliche Gedanken sich vom Petrodollar zu lösen. Die Folgen sind hinlänglich bekannt.
Der damalige Versuch vom Iran eine Ölbörse zu eröffnen, führte unmittelbar zu den Vorwürfen, dort würde man an Massenvernichtungswaffen bauen. Hierzu aus Wikipedia zur iranischen Ölbörse, welche ursprünglich im März 2006 eröffnet werden sollte:
Obwohl bis Februar 2008 nicht geklärt war, ob und unter welchem Namen Iran das Projekt verwirklicht, fand die IOB unter Überschriften wie „Todesstoß für den US-Dollar“ vor allem in Internetforen und Blogs große Beachtung. Angeblich verfolge Iran mit der Gründung der neuen Börse die Absicht, einen eurobasierten Preismechanismus beim Ölhandel einzuführen; das sei einer der „wahren Gründe“ für die aggressive Anti-Iran-Politik der USA (vgl. Petrodollar).
Es gibt noch einige weitere Ansätze, jedoch haben wir bis hierhin meiner Ansicht nach die wichtigsten Punkte beleuchtet. Will man nun die Frage danach beantworten, ob Gaddafi irre war, so lässt sich sehr schnell feststellen, ja er war irre. Wie konnte er glauben, dass er sich gegen diese übermächtigen Gegner durchsetzen könne und das alles auch noch überleben?
Werfen wir einen Blick auf das ach so unterdrückte Volk. Womit ich nicht die Schattenseiten des Regimes verniedlichen möchte. Dieser Artikel dient lediglich einer Klarstellung und der Beleuchtung einer anderen Seite, welche in den Medien erheblich zu kurz kommt.
Was hatte das Libysche Volk für Privilegien?
  • Volkskongresse und Volkskomitees für direkte Demokratie
  • Kostenlose Bildung (Senkung der Analphabetenquote um 80 %)
  • Kostenloses Gesundheitssystem
  • Kostenlose Energie
  • Kostenlose Häuser bei der Heirat
  • Benzin für 6 Cent/Liter
  • Aussetzung von Zöllen und Steuern während der Nahrungsmittelkrise
  • etc….
Gaddafi selbst hat nicht auf großem Fuss gelebt und so kann man die Propaganda er habe sein Volk geplündert per se ignorieren. Libyen war das mit Abstand wohlhabenste Volk Nordafrikas. Der Reichtum durch das Öl kam in weiten Teilen der Bevölkerung zu gute.
Liest man diese Zeilen, ist es nicht schwer zu verstehen, warum dieser Diktator, trotz massiver NATO-Unterstützung solang an der Macht bleiben konnte. Hätte das Volk ihn wirklich gehasst, wäre sein Sturz in wenigen Wochen vollendet gewesen.
Die Aussichten für Libyen dürften in der zukunft sehr dunkel sein. Das Land hat viele unterschiedliche Clans und auch die großen Konglomerate werden jetzt versuchen sich das Filet heraus zu schneiden. Bürgerkrieg und Verarmung der Bevölkerung wären nur logische Konsequenzen. Westliche Demokratie nach dem Vorbild des Iraks oder Afghanistans dürften sich bald einstellen. Die Libysche Bevölkerung werden sich bald nach der Zeit zurücksehen, welche der Vergangenheit angehört.
Das die Libysche Öl-Produktion nicht wieder auf Touren kommt, ist den USA mit Sicherheit auch recht denn je höher der Öl-Preis ist, umso mehr Petrodollars werden gehortet. Auch in anderen Ländern wie dem Irak wurde die Öl-Produktion gedrosselt und nicht hochgefahren wie man vermuten würde.
Vielleicht hilft das, etwas besser zu verstehen, warum aus der Resolution 1973 ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg wurde und die Propagandamaschine auf Hochtouren lief.

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